Militärs vor Zivilgericht
Die Anklagen gegen die beschuldigten Militärs im Folter-Skandal eines Rekruten in einer bolivianischen Kaserne werden vor Zivilgerichten verhandelt. Das gab gestern Boliviens Verteidigungsminister Rubén Saavedra bekannt. Vor zwei Wochen war ein Video in Umlauf gekommen, das Ausbilder der Ranger-Eliteeinheit »Méndez Arcos« von Challapata/Oruro bei der Wasserfolter eines Militärdienstleistenden zeigt.
Die Folter des damals 19-jährigen Guido Álvaro López von vor zwei Jahren erinnere an die schlimmsten Praktiken der Diktatur von Luis García Meza (1980-1981), erklärte der Verteidigungsminister am Donnerstag der Nachrichtenagentur ABI. Das Militär habe erneut sein »diskriminierendes und rassistisches Gesicht gezeigt«, so Saavedra. Boliviens Vizepräsident Alvaro García Linera, der unter dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer linken Guerilla-Bewegung ab 1992 ohne Verfahren und Urteil fünf Jahre im Gefängnis saß, forderte die Justiz auf, dass die »Akte der Folter untersucht und bestraft werden müssen«.
Jüngsten Medienberichten zufolge wird sich auch der oberste Befehlshaber der Streitkräfte General Ramiro de la Fuente vor Gericht zum Fall äußern müssen, kündigte die ermittelnde Staatsanwältin Mirna Arancibia gegenüber Radio Erbol an. Die der Folter beschuldigten Militärs sind neben dem Hauptverdächtigen Leutnant Roberto Quiroz Pinto dessen im Video zu sehenden Untergebenen Jhon Henry Rojas Catacora, Gustavo Cardozo Mejía und José Luis Copa Flores. Das Menschenrechts-Ministerium bestärkte derweil seine Absicht, ein Gesetz zur Abschaffung der Wehrpflicht vorzulegen. (bb)