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Mexiko |

Mexikaner protestieren gegen Gewalt und Drogenkrieg

Fünf Jahre nach Beginn des Drogenkriegs haben mehr als hunderttausend Mexikaner ein Ende des Blutvergießens gefordert. Schweigend zog am Sonntag ein langer Protestmarsch auf den zentralen Zocalo-Platz in Mexiko-Stadt. Angeführt wurde der Demonstrationszug, der am Donnerstag im 90 Kilometer entfernten Cuernavaca gestartet war, vom Schriftsteller Javier Sicilia. Dessen 24-jähriger Sohn war vor kurzem zusammen mit sechs weiteren Personen aus einer Bar verschleppt und ermordet worden. Seither verkörpert der graubärtige Poet mit dem hellen Hut und der Reporterweste den Schmerz und die Wut der Mexikaner über die meist ungestrafte Gewaltorgie und die Unfähigkeit der Behörden. In 30 anderen Städten fanden ebenfalls Demonstrationen gegen die Gewalt statt.

90 Prozent aller Straftaten bleiben ungesühnt

Bei der Abschlusskundgebung forderte Sicilia den Rücktritt des Sicherheitsministers Genaro Garcia Luna, dem Verbindungen zum Sinaloa-Kartell nachgesagt werden. "Die Drogenbosse haben den Staat gefesselt", sagte Sicilia. Deshalb forderte er alle Parteien zu einer internen Säuberung auf. "Sonst müssen wir uns bei der nächsten Wahl fragen, welchem Kartell wir unsere Stimme geben wollen", sagte Sicilia ironisch und drohte unter ohrenbetäubendem Applaus mit einem Boykott der Präsidentschaftswahlen 2012.

Mexikos Sicherheitskräfte, die Justiz und lokale und regionale Autoritäten gelten als stark vom Drogenhandel infiltriert. 90 Prozent aller Straftaten bleiben ungesühnt. "Wie ist es möglich, dass Gouverneure einfach so weiterregieren, obwohl allgemein bekannt ist, dass sie mit einem Kartell zusammenarbeiten?" fragte Sicilia. In einer emotionsgeladenen Atmosphäre lasen Angehörige von Opfern außerdem eine lange Liste der Toten vor; nach jedem Namen entgegnete die Menge "hätte nicht sterben dürfen".

Gewalt vor allem im Grenzgebiet zu den USA

Präsident Felipe Calderon hat nach seinem Amtsantritt 2006 zum Krieg gegen die Drogenkartelle augerufen und die Armee auf die Straßen geschickt. Seither kamen fast 40.000 Menschen ums Leben, die Gewaltkriminalität hat besonders im Grenzgebiet zu den USA stark zugenommen, zunehmend sterben Unschuldige im Kugelhagel. In der Bevölkerung schwindet deshalb der Rückhalt für den Drogenkrieg. "Die Strategie ist falsch", sagte Bischof Raul Vera aus Saltillo, der ebenfalls am Marsch teilnahm "Ohne die Bekämpfung der Korruption gibt es keinen Ausweg." Vera begrüßte, dass sich die Mexikaner endlich mobilisierten um eine andere Form des Zusammenlebens zu fordern.

"Pakt zur Befriedung in Würde und Gerechtigkeit"

Sicilia schlug einen "Pakt zur Befriedung in Würde und Gerechtigkeit" vor. Dieser sieht unter anderem eine neue Strategie vor, in der nicht mehr der militärische Ansatz im Vordergrund steht, sondern Menschenrechte und eine strikte Trennung von polizeilichen und militärischen Aufgaben. Außerdem wird die Regierung aufgefordert, einige der besonders emblematischen Morde endlich aufzuklären. Der Pakt soll im Juni in Ciudad Juarez, der gewalttätigsten Stadt der Welt, von diversen Bürgerrechtsgruppen und Menschenrechtsorganisationen unterzeichnet werden.

Zuletzt hatte es 2008 große Protestmärsche gegen die Unsicherheit gegeben. Anlass war damals die Zunahme von Entführungen und Raubüberfällen. Schon damals forderten die Teilnehmer Justiz- und Polizeireformen, die aber aufgrund parteipolitischer Erwägungen und starken Widerstands der betroffenen Institutionen nur teilweise umgesetzt wurden.

Sandra Weiss, Queretaro

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