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Peru |

Menschenrechtspreise für Amazonas-Radios

Wenn es nach der peruanischen Regierung ginge, säße Geovani Acate für 15 Jahre im Gefängnis. Der Direktor der katholischen Radios „Radio Televisio Oriente“ wird der Volksaufwiegelung bezichtigt. Zusammen mit dem italienischen Missionar Mario Bertolini und sechs Vertretern der Bauern-und Indiogemeinschaften musste sich Geovani Acate vor Gericht verantworten.

Andere beurteilen seine Arbeit als preiswürdig: Am 10. Dezember erhielten Radio Television Oriente, sowie die Amazonas-Radios „Radio Maranón“ des Apostolischen Vikariates Jaén und das private Radio „La Voz de Bagua“, den Preis der peruanischen Menschenrechtsgruppen für ihre mutige Berichterstattung. Ein weiterer Preisträger ist der Erzbischof von Huancayo, Pedro Barreto, der für sein Engagement für die von einer Schmelzhütte gesundheitlich geschädigte Bevölkerung ausgezeichnet wurde.

Einfach nur berichtet

„Wir sind einfach unserer Informationspflicht nachgekommen und haben über den Aufstand der Indigenen im Amazonasgebiet berichtet“, erklärt der 37-jährige Geovani Acate den Zorn der peruanischen Regierung auf die lokalen und regionalen Radios. Das große Amazonasgebiet Perus ist zunehmend ins Blickfeld internationaler und nationaler wirtschaftlicher Interessen gerückt. Die dort lebenden Bauern- und Indigenengemeinschaften sollen ihr Land zugunsten großer Palmölplantagen oder für Erdölbohrungen aufgeben. Dagegen erheben die Gemeinschaften Protest.

Vor eineinhalb Jahren sind deswegen bei Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Indigenen in der Nähe des Ortes Bagua mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. „Dafür dass wir darüber berichteten und die Informationssperre der Regierung umgingen, sitzen wir jetzt auf der Anklagebank“, sagt Geovani Acate.

Lokale Stationen als Gegenpol zur Regierung

Auch im abgelegenen Yurimaguas geht es um große wirtschaftliche Interessen: der größte peruanische Mischkonzern „Grupo Romero“ hat dort 10 000 Hektar Land gepachtet, um Palmöl anzubauen. „Das Land ist umzäunt, die Kleinbauern haben dort keinen Zugang“, berichtet Geovani Acate. Lokale Radio und Fernsehstationen, oftmals von der katholischen Kirche getragen, leisten einen großen Beitrag, um eine Gegenöffentlichkeit herzustellen. Sie setzen dem Credo der peruanischen Regierung von der nachholenden Modernisierung und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen die ökologischen und sozialen Risiken vor Ort entgegen.

Dabei erfüllen sie eine wichtige Vermittlerfunktion gegenüber den nationalen und internationalen Medien, damit diese nicht nur regierungskonform über die Situation im Amazonasgebiet berichten. „Die Bevölkerung hier sperrt sich nicht dagegen, unsere natürlichen Ressourcen zu nutzen, aber es soll nachhaltig geschehen, die Gewinne sollen gleichmäßig verteilt werden – und vor allem, wollen wir vorher gefragt werden“, kommentiert Geovani Acate den Unmut der Bevölkerung gegen eine einseitige Regierungspolitik.

Kritische Radios haben oft wenig Geld

Lokale und regionale Radios arbeiten unter äußerst prekären Bedingungen. Da kritische Radios wie „Radio Television Oriente“ keine Werbeeinnahmen von staatlichen Stellen oder Großunternehmen wie der „Grupo Romero“ erhalten, sind sie auf lokale Gewerbetreibende als Anzeigenkunden angewiesen. Davon gibt es in kleinen Provinzstädten wie Yurimaguas nur wenig finanzkräftige. „Radio Television Oriente“ kann immerhin 30% seiner Betriebskosten mit Werbung decken. Der Rest jedoch muss vom Vikariat und von Hilfswerken wie Adveniat geleistet werden.

Hoffentlich an Weihnachten auf freiem Fuß

Der Preis der peruanischen Menschenrechtsgruppen macht den Radioleuten Mut: „ Dieser Preis setzt die Latte für unser Engagement sehr hoch. Wir werden auch in Zukunft alles daran setzen, die Rechte der einfachen Frauen und Männer im Amazonasgebiet zu verteidigen“, sagt Geovani Acate stolz.

Zuerst aber hofft er, dass er Weihnachten nicht im Gefängnis verbringen wird. Die Urteilverkündung über die Anklage wegen Volksaufwiegelung ist für den 21. Dezember angesetzt.

Autor: Hildegard Willer

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