Mariachi: Die Seele Mexikos
Am 15. April jährte sich der Todestag des bekannten Mariachi-Sängers und Schauspielers Pedro Infante zum 55. Mal. Bis zum heutigen Tag pilgern seine Verehrer zur letzten Ruhestätte Infantes in Mérida im mexikanischen Bundesstaat Yucatán. Der Künstler kam 1957, erst 39 Jahre alt, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben – Pedro Infante galt als ebenso leidenschaftlicher und erfahrener wie waghalsiger Pilot. Der Vater von sechs Kindern drehte über 60 Filme und nahm gut 300 Lieder auf.
Keine Feier in Mexiko ohne Mariachi
Mit dem Gedenken an den Sänger bekennt sich Mexiko zugleich zur Seele des Landes: Der Mariachi-Musik. Die Lieder, von Generation an Generation weitergereicht, bewegen alle Mexikaner. öffentliche oder private Feiern ohne Mariachis? Unvorstellbar. Keine Hochzeit und kein Geburtstag ohne die Formationen, die in der Regel aus zwölf Musikern bestehen. Diese tragen prächtige Reiterkleidung, schwarz oder weiß, sowie auffällig große Sombreros.
Ursprüngliche Männer-Domäne von Frauen erobert
Einst bestanden die Mariachi-Gruppen nur aus Männern, doch immer mehr Frauen musizieren mit – inzwischen gibt es auch vollständig weibliche Mariachi-Formationen. Zum Kernbestand bei den Musikinstrumenten gehören Vihuela, Gitarre, Guitarrón (eine große Gitarre) und Geige – und natürlich die schmetternde Trompete. Hinzukommen manchmal weitere Instrumente wie Flöte, Harfe oder Akkordeon.
Erstklassiger mexikanischer Exportartikel
Die Wiege der Mariachi-Musik stand im 19. Jahrhundert im westlichen Mexiko, in den Bundesstaaten Jalisco, Michoacán und Nayarit. Längst haben sich die Klänge aber über ganz Mexiko ausgebreitet, und sogar über die Landesgrenzen hinaus – vor allem nach Venezuela, Kolumbien, aber auch in die USA mit ihrer starken mexikanischen Community. Neben traditionellen Weisen spielen die Mariachi-Orchester oft auch Kompositionen, die auf der ganzen Welt bekannt sind.
Zusätzliche Popularisierung durch das Kino
Das mexikanische Kino der ´40-er Jahre des 20. Jahrhunderts (diese gelten als goldene Zeit in der Kultur des Landes) machte die Musik schon früh international bekannt – mit Interpreten wie Pedro Infante, Tito Guízar, Jorge Negrete und Luis Aguilar. Über den Ursprung des Wortes „Mariachi“ gehen die Meinungen auseinander. Inzwischen hat sich weitgehend die Deutung durchgesetzt, „Mariachi“ komme vom französischen Wort für Hochzeit, „Mariage“. Kulturhistorisch verweist dies auf die Zeit der französischen Besetzung Mexikos im 19. Jahrhundert. Französische Soldaten fragten demzufolge, was denn hier gerade gefeiert werde und erhielten die Antwort: „est un mariage“.
In Mexiko-Stadt Mariachi-Musik fast rund um die Uhr
Der bekannteste aller Mariachi-Klassiker – Standard für jede Formation – ist vielleicht „Cielito lindo“ („cielito“: Verkleinerungsform von „cielo“ – Himmel). Als der Auftrittsort der Mariachi schlechthin gilt in Mexiko-Stadt die beliebte Plaza Garibaldi. Hier können Mexikaner und Touristen der Musik von morgens bis tief in die Nacht lauschen. Und wer möchte, kann eine Mariachi-Formation vom Fleck weg für eine Feierlichkeit engagieren.
Quelle: www.bolpress.com, deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel
Ein Mariachi beim Musizieren. Foto: flickr/bill_bly_ca