Mapuche beenden Hungerstreik
Die vier inhaftierten Mapuche Ramón Llanquileo, José Huenuche, Héctor Llaitul y Jonathan Huillical haben am Donnerstag nach 87 Tagen ihren Hungerstreik beendet. Die Männer hatten die Nahrungsmittelaufnahme verweigert, um ein gerechtes Urteil zu fordern. Sie waren am 22. März zu 20- und 25-jährigen Haftstrafen wegen schweren Raubes und Übergriffen gegen den Staatsanwalt Mario Elgueta im Oktober 2008 verurteilt worden. Die vier Mapuche hatten die Anklage auf Basis des Anti-Terror-Gesetzes als konstruiert und politisch motiviert bezeichnet.
In einer Revision vom 3. Juni 2011 setzten die Richter des Obersten Gerichtshofes die ursprünglichen Haftstrafen zwar herab, stellten die Anwendung des noch aus der Pinochet-Diktatur stammenden Anti-Terror-Gesetzes jedoch nicht grundsätzlich in Frage. Das Gesetz lässt unter anderem anonyme Zeugenaussagen zu, die laut Verteidigung eine Verurteilung der Angeklagten überhaupt erst ermöglichten.
Die Mapuche-Pastoral der katholischen Kirche hatte empört auf die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes reagiert. In einer gemeinsamen Erklärung der Mapuche-Pastoral der Diözesen Los Ángeles, Santiago, Valparaíso, Concepción und Temuco aus Chile sowie der Diözesen Neuquén und Bariloche aus Argentinien hiess es, die berechtigten Anliegen der Mapuche könnten weder durch Kriminalisierung noch durch Anwendung des Antiterrorgesetzes gelöst werden.
Bildung einer Kommission
Die Entscheidung, den Hungerstreik zu beenden, fiel nach Beratungen mit Menschenrechtsorganisationen und Vertretern der katholischen Kirche und dem Entschluss, eine „Kommission zur Verteidigung der Rechte des Mapuche-Volkes“ einzurichten. In einer Erklärung rief die neu gebildeten Kommission die chilenische Regierung zu einem „dauerhaften und transparenten Dialog“ auf mit dem Ziel die Rechte der indigenen Völker zu gewährleisten und das Anti-Terrorgesetz den internationalen Menschenrechtsstandars entsprechend zu reformieren. Dieses Gesetz stigmatisiere und diskriminiere das Volk der Mapuche, so die Kommission.
Mitglieder der Kommission sind Fernando Chomalí, Erzbischof von Concepción; Lorena Fríes, Dirketorin des Nationalinstituts für Menschenrechte, Amerigo Incalcaterra, UN-Kommissar für Menschenrechte; Pedro Ossandon, Weihbischof von Concepción; José Fernando Díaz der Nationalen Kommission für Inigenenpastoral (zona sur); Natividad Llanquileoe Millaray Garrido, Pressesprecher der Mapuche, und Pamela Matus.
Wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes bleiben die vier Mapuche vorerst weiterhin im Krankenhaus von Victoria. Im Durchschnitt hat jeder von ihnen 20 Kilo verloren. (vh)
Quellen: Adveniat, Adital