Lateinamerika-Hilfswerk besorgt über Lage in Venezuela
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat kritisiert den Kurs von Venezuelas Regierung und die von Präsident Nicolas Maduro ins Werk gesetzte Wahl einer Verfassunggebenden Versammlung. Maduro strebe an, die demokratische Verfassung außer Kraft zu setzen und eine Diktatur zu zementieren, erklärte der zuständige Projektleiter Thomas Wieland am Montag, 24. Juli 2017, in Essen. "Die Regierung in Caracas muss ihren Kurs ändern und sich am Gemeinwohl orientieren." Notwendig seien freie und transparente Wahlen und nicht eine von der Regierung manipulierte Einberufung einer Verfassunggebenden Versammlung.
Leben und Gesundheit der Menschen in Venezuela seien in Gefahr, erklärte Wieland. In einem zweitägigen Generalstreik verschafften sich die Bürger Gehör: "Die politische Opposition organisiert ihn, weil ihre Funktion trotz Mehrheit im Parlament durch Verhaftungen und Schikanen blockiert ist."
Lebensmittelmangel gilt als "Maduro-Diät"
Adveniat kritisierte zugleich eine stark verschärfte Ernährungssituation. Einer Statistik zufolge habe jeder Venezolaner durchschnittlich acht Kilo abgenommen - die Leute nennen das bitter die "Maduro-Diät". In dem Land würden kaum noch Lebensmittel produziert. Lange Schlangen bildeten sich schon vor Mitternacht vor den Geschäften, um am Morgen Grundnahrungsmittel zu erwerben, wenn es überhaupt welche gebe.
Adveniat unterstütze die Menschen, indem über die Partner in bescheidenem Umfang Lebensmittel oder Medikamente organisiert werden. „Dabei unterbinden Regierungskräfte humanitäres Handeln“, kritisierte Wieland. „Damit sich dieses Regierungshandeln nicht auf Dauer etabliert, bedarf es freier und transparenter Wahlen und nicht einer von der Regierung manipulierten Einberufung einer Verfassunggebenden Versammlung. Die Situation ist dramatisch.“
Grenzübergänge für Lebensmittel und Medikamente
Adveniat befürchtet eine humanitäre Katastrophe an den Grenzen Venezuelas. Täglich verließen mehr als 50.000 Venezolaner das Land über die offiziellen Grenzübergänge nach Kolumbien, um sich dort mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen, erklärte am Donnerstag in Essen Hauptgeschäftsführer Michael Heinz. Hauptgrund seien die schlechte Versorgungslage und die anstehenden Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung am Sonntag.
Der Bischof der kolumbianischen Diözese Cucuta an der Grenze zu Venezuela, Victor Manuel Ochoa, sprach von einer schwierigen Lage. "Die Menschen reisen zum Teil aus der 15 Wegstunden entfernten venezolanischen Hauptstadt Caracas an, um sich hier mit Medikamenten zu versorgen, weil es in Venezuela nichts mehr gibt." Das Bistum habe eine Notanlaufstelle eingerichtet, in der täglich rund 1.500 Mahlzeiten ausgegeben würden.
Quelle: KNA.