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Kolumbien |

Land der Vertriebenen

In Kolumbien sind in den letzten 25 Jahren einem neuen Bericht zufolge 5,2 Millionen Menschen aus ihren Dörfern vertrieben worden. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Binnenflüchtlinge. Die Hälfte aller Vertreibungen fallen in die Amtszeit von Ex-Präsident Álvaro Uribe (2002-2010), der mit einem Programm zur Bekämpfung der Guerilla einem Landraub im großen Stil Vorschub leistete.

Wie die 140-seitige Untersuchung der Beratungsstelle für Menschenrechte und Vertreibung (Codhes) herausfand, wurden in den Jahren 1985 bis 2010 im Zuge des bereits mehr als 50 Jahre währenden Bürgerkriegs 11,4 Prozent der Bevölkerung entwurzelt. 32,7 Prozent aller Vertreibungen fanden in Bezirken statt, die für die Umsetzung des sogenannten Nationalplans für territoriale Konsolidierung ausgewählt worden waren.

Vertreibung und Landraub

Das Projekt wurde 2007 in 86 der insgesamt 1.141 Gemeindebezirken unter dem Vorwand gestartet, die demokratische Sicherheit durch eine effektive Sozial- und Investitionspolitik wiederherzustellen. In 21 dieser Bezirke wurden exportorientierte Bergbauprojekte, in weiteren 14 der Anbau von ölpalmen für die Biotreibstoffindustrie vorangetrieben. Alle diese Investitionen stehen Codhes zufolge in einem direkten Zusammenhang mit den Vertreibungen.

Eine 2004 auf Anordnung des Verfassungsgerichts gegründete Kommission lastet den illegalen bewaffneten Gruppen an, von 1980 bis Juli 2010 mehr als 6,6 Millionen Hektar Land seinen Eigentümern gewaltsam entrissen zu haben. Die Enteignungen fanden in den Regionen statt, in denen Uribes Territorialplan umgesetzt wurde. Allein in den westlichen Departements Antioquia und Chocó wurden 1,9 Millionen Hektar Land zwangskonfisziert.

Laut Codhes erlebten 44 der 86 Gemeinden, die in den Plan aufgenommen wurden, im letzten Jahr die meisten Vertreibungen und 19 Massakern an insgesamt 92 Menschen. Bei den sechs Vorfällen verloren mehr als 2.684 Menschen ihr Hab und Gut. In der Region kam es zudem zu gezielt durchgeführten Morden an Ureinwohnern, Staatsbediensteten, Gemeindeführern, einem Menschenrechtsaktivisten und einem Journalisten. Bemühungen, die geraubten Ländereien den eigentlichen Eigentümern zurückzugeben, kosteten zwischen März 2002 und Januar 2011 44 Dorfvorstehern das Leben.

Der Codhes-Bericht wurde in der Zeit des politischen Übergangs von der Regierung Uribe und dessen Amtsnachfolger Juan Manuel Santos verfasst. Den Autoren zufolge unterscheidet sich der derzeitige Amtsinhaber von seinem Vorgänger darin, "dass er den sozialen und politischen Dialog fördert, den Frieden in seine Agenda aufgenommen hat und die Opfer entschädigt".

Autorin: Helda Martínez in: IPS-Weltblick

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