Ländliche Armut bleibt ein großes Problem
Mehr Wachstum allein verringert die Armut in den Dörfern Lateinamerikas nicht. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Welternährungsorganisation (FAO), der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Kommission Cepal. Stärkere staatliche Institutionen könnten Abhilfe schaffen.
Mehr Wachstum allein verringert die Armut in den Dörfern Lateinamerikas nicht. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Welternährungsorganisation (FAO), der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Kommission Cepal. Stärkere staatliche Institutionen könnten Abhilfe schaffen.
Seit 2010 arbeiteten ILO, FAO und die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik Cepal an einer vergleichenden Studie zum Thema Arbeitsmarktpolitik und ländlicher Armut. Das Ergebnis ist ernüchternd. Vielleicht auch hilfreich. Es wurde herausgearbeitet, weshalb trotz des Wirtschaftswachstums während der letzten Jahre die ländliche Armut kaum zurückgegangen ist. Die Untersuchung basiert auf Fallstudien in den zwölf Staaten Brasilien, Costa Rica, Chile, El Salvador, Perú, Argentinien Bolivien, Guatemala, Honduras, Mexiko, Paraguay und Uruguay.
Nur scheinbar bessere Situation
Um 7 Prozent hat die Armut abgenommen, von 60 auf 53 Prozent. Allerdings sei nicht ein Produktionsansteig für diesen Rückgang verantwortlich, sondern staatliche Hilfsleistungen und der Fakt, dass pro Haushalt mehr Menschen arbeiten. Vor allem Frauen, das ist an den Statistiken deutlich zu sehen, arbeiten gegenüber früher viel häufiger in der Lohnarbeit. Rechnet man diese Faktoren jedoch heraus, dann sind die Einnahmen der Landbewohner sogar geringer geworden.
Die landwirtschaftliche Produktion konnte nur bei einigen wenigen Produkten ein Wachstum verzeichnen und der Aufschwung blieb daher auch auf einige Regionen und nur wenige Unternehmen begrenzt.
Zu wenig Sicherheiten am Arbeitsmarkt
Informelle Märkte, die den Bauern keinerlei Absicherung bieten sowie die Prekarität der Arbeitsverhältnisse machen die Autoren als Ursachen aus. Dazu gesellen sich Probleme wie das Fehlen oder die Nichtzahlung eines Mindestlohns, keine soziale Sicherung, das Fehlen von Gewerkschaftsrechten und angemessene Einstellung von Arbeitskräften. Es wird außerdem darauf hingewiesen, dass der aktuelle Arbeitsmarkt nicht zu einer Umverteilung der aus dem Wachstum resultierenden Gewinne führt. Dies gilt besonders für jene Personen, die im ländlichen Raum leben und arbeiten.
Zur stärker werdenden Armut auf dem Land führen auch strukturelle Probleme wir Kinderarbeit und Diskriminierung von Frauen. Frauen stellen etwa 20 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskraft in Lateinamerika und der Karibik und sie spielen eine herausragende Rolle bei der Gewährleistung der Ernährungssicherheit, obwohl sie unter Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt leiden: Sie erhalten geringere Löhne, haben schlechtere Arbeitsbedingungen und einen verminderten Zugang zu Ressourcen.
Stärkung von Institutionen und Arbeitsrechten empfohlen
Weniger als die Hälfte der armen Menschen aus dem ländliche Raum erhalten überhaupt Zugang zu geregelter Arbeit. Je nach Land kann dieser Anteil sogar noch niedriger liegen und bis auf zwei Prozent sinken.
Um diese Problem zu bekämpfen und in der Folge die Armut reduizieren zu können, empfiehlt der gemeinsame Bericht, dass die Länder die Institutionalität und Politiken der öffentlichen Hand derart stärken, dass der ländliche Arbeitsmarkt verbessert wird und Arbeit zu einem effektiven Mittel zur Armustreduzierung wird.
In Bezug auf die Politik wird eine Reihe von Maßnahmen empfohlen: u. a. die Einführung von Mindestlöhnen, die Bereitstellung von Fortbildungsmaßnahmen für ländliche Arbeiter und Arbeiterinnen, die Stärkung der Instanzen des Dialogs, Informationen zu Arbeitsrechten, die Abschaffung der Kinderarbeit, die Föderung der Arbeit für Frauen und die Zertifizierung der Arbeit.
Autorin: Natasha Pitts in adital; Deutsche Bearbeitung: Bettina Hoyer