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Kubanischer Corona-Impfstoff kurz vor Produktion

Kuba steht als erstes Land Lateinamerikas kurz vor der Produktion eines eigenen Corona-Impfstoffes. Bis zu 100 Millionen Dosen sollen dieses Jahr noch produziert werden – auch für den Export. 

Kuba entwickelt Impfstoff (Symbolbild). Foto: Pixabay 

Kubanische Wissenschaftler stehen mit einem auf der Insel entwickelten Impfstoff gegen Covid-19 nach eigenen Angaben kurz vor der Produktionsreife. „Soberana 02“ (Souveränität 02) ist das am weitesten gereifte von vier Vakzinen, an denen die Forscher seit vielen Monaten arbeiten. Es habe die Testphasen 1 und 2 erfolgreich bestanden, sagte Vicente Vérez, Direktor des „Instituto Finlay de Vacunas“ (IFV) in Havanna, wo der Impfstoff entwickelt wird. „Die Ergebnisse sind sehr ermutigend“. 

Kubas Impfstoff vor dritter Testphase

Im März wollen die Kubaner die entscheidende dritte Testphase beginnen, bei der die Massenverträglichkeit des Impfstoffs getestet werden soll. Dafür soll 150.000 Probanden auf der Insel, im mit Kuba verbündeten Iran sowie in Mexiko der Impfstoff verabreicht werden. Die Herstellung der ersten Million Dosen ist dann noch für April geplant. Trotz jahrzehntelanger Wirtschafts- und Versorgungskrise hat Kuba immer eine leistungsstarke Biotech-Forschung unterhalten. Und so könnte die Insel das erste Land Lateinamerikas werden, das einen eigenen Covid-Impfstoff auf den Markt bringt.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO setzt Hoffnungen auf Soberana 02. „Wir waren immer eingebunden in den Fortgang der Forschung, die Resultate sehen gut aus“, sagte der WHO-Vertreter auf Kuba, José Moya. Allerdings haben die Kubaner ihre bisherigen Ergebnisse nicht in entsprechenden Fachzeitschriften veröffentlicht, weshalb sie nicht von internationalen Kollegen beurteilt werden können. Das soll nach Abschluss der dritten Testphase geschehen. 

Bis zu 100 Millionen Dosen dieses Jahr 

Wenn alles den Vorstellungen entsprechend laufe, könnten in diesem Jahr 100 Millionen Dosen produziert werden, unterstreicht IFV-Direktor Vérez. „Damit würden wir zunächst unsere Bevölkerung von elf Millionen immunisieren“. Es blieben aber noch genügend Vakzine für den Export übrig und auch um sie den dringend benötigten Urlaubern anbieten zu können, die dann neben einem Karibik-Urlaub zugleich auch in den Genuss einer Immunisierung gegen das Coronavirus kämen. Während der Coronapandemie ist der Tourismus, einer der wichtigsten Devisenbringer und Wirtschaftszweige des Landes, faktisch kollabiert.

Eines der Probleme bei diesem Plan wird aber sein, dass die Insel nicht die Kapazitäten hat, 100 Millionen Impfdosen zu fertigen. In diesem Fall müssten Labore in Kanada und Europa mithelfen. Mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden ist die Beziehung noch nicht so gediehen, dass die massiven Sanktionen aus der Trump-Ära gegen Kuba zurückgenommen wären. Daher wäre eine Produktion in den Vereinigten Staaten derzeit nicht möglich. 

Der damalige Präsident Fidel Castro ordnete in den 1980-er Jahren den Aufbau der Biotech-Forschung auf Kuba an, um angesichts des US-Embargos eigene Medikamente und vor allem Impfungen entwickeln zu können. Heute macht die Insel acht der zwölf Vakzine selbst, die kubanische Kinder verabreicht bekommen. Zudem exportiert sie das Land auch in 30 Staaten. 

Wichtiges Signal für die Wirtschaft  

Kuba sei eine „Biotech-Großmacht“, unterstreicht Gail Reed, Herausgeberin der „MEDICC Review“ aus den USA, die sich der medizinischen Forschung in Kuba und anderen Entwicklungsländern widmet. „Die Ergebnisse sind nicht von der Hand zu weisen“.

Das Anti-Covid-Vakzin ist ein Antigen, das mit einem Trägerprotein kombiniert wird und so dann die Immunantwort auslöst. Nach Angaben von IFV-Direktor Vérez ist „Soberana 02 „sehr sicher und hat wenige Nebenwirkungen“, unklar sei jedoch, ob sie auch gegen die bisher aufgetauchten Mutanten schützt. 

Für die Insel wäre die erfolgreiche Entwicklung und Vermarktung des Impfstoffes ein politischer Erfolg, aber auch wichtig, um aus der Wirtschaftskrise zu kommen und auch wieder Urlauber empfangen zu können. Denn das Bruttoinlandsprodukt der Insel brach vergangenes Jahr um elf Prozent ein, zum einen wegen der Auswirkungen der Pandemie, zum anderen wegen der US-Sanktionen und letztlich auch aufgrund der Krise des Bruderstaates und wichtigsten Versorgers Venezuela. Die Regierung von Präsident Miguel Díaz-Canel hat daher zum Jahresbeginn weitreichende Reformen implementiert, wie die Entstaatlichung von über tausend neuen Berufen sowie die Abschaffung der Doppelwährung.

Autor: Klaus Ehringfeld

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