Kriminalisten exhumieren Goulart
Eine Expertenkommission in Brasilien untersucht die Todesumstände von Ex-Präsident João Goulart. Im Dezember 1976 war der linksorientierte Politiker in einer seiner zahlreichen Wohnsitze in Argentinien gestorben, mehrere Jahre nach dem rechtsgerichteten Militärputsch gegen seine Regierung im April 1964, so brasilianische Medienberichte am Mittwoch, den 13. November. Seine Familie hatte 2011 um die Exhumierung des mit Hilfe der USA gestürzten Staatschefs gebeten. Als bisherige Todesursache Goularts galt ein Herzinfarkt.
Seit sechs Monaten arbeitet eine Expertengruppe von Brasilianern und internationalen Kriminalisten an dem Fall. „Die Exhumation ist nur eine Etappe innerhalb einer umfassenden Untersuchung“, wird Amaury de Souza Junior vom Nationalen Institut für Kriminalistik, einer Unterabteilung der brasilianischen Bundespolizei, in der Tageszeitung „O Povo“ zitiert. Die Untersuchung der leiblichen Überreste soll die Frage klären, ob der als „Jango“ bekannte Linkspolitiker im Rahmen des anti-kommunistischen Terrorplans südamerikanischer Militärregierungen „Plan Condor“ vergiftet worden sei, so das Blatt.
In der argentinischen Stadt San Borja im Süden des Nachbarlandes wurde das Grab von Goulart am Mittwoch, den 13. November, unter Aufsicht von Staatsanwaltschaften und dem Roten Kreuz geöffnet. In seinem Exil in Argentinien habe der mit Gewalt aus dem Amt vertriebene unter ständiger Beobachtung des brasilianischen Geheimdienstes gestanden, so Informationen, die von der 2012 gegründeten Wahrheitskommission zur Aufklärung der brasilianischen Militärdiktaturen zusammengetragen wurden. Der Verdacht auf Vergiftung beruht auf Aussagen des uruguayischen Geheimdienstlers und Waffenhändlers Mario Neira. (bb)