Krankenhauspersonal widerspricht Correas Darstellung
Zwei führende Mediziner des Polizei-Krankenhauses in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito haben der Darstellung des Präsidenten Rafael Correa zu den Ereignissen während des Polizeiaufstandes widersprochen. Die beiden Augenzeugen erklärten vor Journalisten in Ecuador: “Wir müssen die Dinge klar stellen. Das Krankenhauspersonal hat zu jedem Zeitpunkt seine Aufgaben in vollen Umfang erfüllt. Zudem hat es niemals eine Entführung von Präsident Rafael Correa gegeben. Er ist ein Lügner."
Nach Angaben der Mediziner sei Correa mehrmals aufgefordert worden, das Krankenhaus zu verlassen, doch habe sich der Regierungschef geweigert. Von einer Geiselnahme könnte keine Rede sein. Vielmehr habe Correa bewusst auf eine Spezialeinheit gewartet, die ihn aus dem Krankenhaus habe begleiten sollen. Schließlich sei auch das staatliche Fernsehen im Krankenhaus eingetroffen, um die angebliche Befreiung live zu übertragen. Die beiden Mediziner verurteilten den Schusswaffengebrauch der Regierungsbeamten innerhalb des Krankenhauses: "Es waren auch Frauen und Kinder im Hospital."
Die Regierung widersprach der Darstellung der beiden Augenzeugen. Nach offiziellen Angaben waren hunderte Polizisten aus Protest gegen geplante Kürzungen ihrer Zulagen auf die Straße gezogen und hatten unter anderem den Flughafen in der Hauptstadt Quito blockiert. Präsident Rafael Correa stellte sich daraufhin den Demonstranten und wurde bei einem Angriff mit Tränengas leicht verletzt. Nach dem Tränengas-Angriff war Correa dann nach offizieller Lesart von aufgebrachten Polizisten über mehrere Stunden in einem Krankenhaus festgehalten worden. Bei der anschließenden Befreiung durch die Armee sollen nach Angaben von Staatsmedien mehrere Schüsse direkt auf das kugelsichere Auto des Präsidenten abgefeuert worden sein. Correa sprach von einem Putsch- und Mordversuch. (TK)