Kolumbiens Demokratie ein Beispiel für Lateinamerika

Hinter der Initiative „Sieben Mal Ja“ steckt vor allem Kolumbiens ebenso junge wie engagierte „Partido Verde“. Die kolumbianischen Grünen sind in dem Land so etwas wie der stille Motor einer spannenden Entwicklung. Es sind nicht mehr der rechtskonservative Hardliner oder linksextreme Guerilleros, die die Themen der politischen Debatte bestimmen, sondern die zielorientierten Pragmatiker um die enorm populären Grünen Claudia Lopez und Antanas Mockus - zwei Initiatoren der Abstimmung, die am Sonntag immerhin 11,67 Millionen Menschen an die Wahlurne brachte.
Claudia Lopez: "Sieg der freien Bürgerschaft"
Alle sieben vorgeschlagenen Maßnahmen, darunter eine Gehaltskürzung für Parlamentarier, mehr Transparenz bei der Vergabe öffentlicher Aufträge oder die Beschlagnahmung von Vermögen korrupter Politiker oder deren Strohmänner erhielten eine Zustimmung von mindestens 99 Prozent. Lopez, ehemalige Senatorin von der Grünen Partei, wertete trotz der knapp verpassten Marke die Abstimmung als einen großen Erfolg für die kolumbianische Demokratie: "Das ist ein Sieg der freien Bürgerschaft." Die pragmatische Mitte lernt, welche Macht sie eigentlich hat.
Kolumbien als demokratischer Vorreiter
Seit ein paar Wochen liefert bereits das kolumbianische Parlament neue Sternstunden lateinamerikanischer Politik: Ehemalige ideologische Todfeinde schießen nicht mehr aufeinander, sondern messen die Kräfte in leidenschaftlichen Debatten. Kolumbien macht inzwischen vor, woran andere Länder scheitern, weil sie einfachste demokratische Grundrechte verweigern. Es gibt eine kraftvolle Opposition, die ihre Rechte ausnutzt, um wichtige Fragen im Land voranzubringen. Geht es in diesem Tempo weiter, wird das einstige Sorgenkind Lateinamerikas schon bald zum demokratischen Vorreiter in der Region.
Autor: Tobias Käufer