Kokadebatte wird zur Chefsache
Während in den Yungas nahe der Hauptstadt La Paz die Proteste der Koka-Bauern für Infrastrukturprogramme und mehr ländliche Entwicklung weiter gingen, hat am Wochenende ein Kongress der Cocaleros des Chapare statt gefunden. Die Pflanzer der Subtropen nahe Cochabamba forderte der anwesende Präsident Evo Morales zum »verantwortungsvollen« Umgang mit dem Anbau der Koka-Pflanze auf. Die Bauern müssten sich an die im Gesetz Nr. 1008 festgelegten Maximal-Anbauflächen halten, die Morales nach seinem Amtsantritt 2006 in den Hauptanbaugebieten Yungas und Chapare auf insgesamt 20.000 Hektar angehoben hat. »Es steht unser internationaler Ruf auf dem Spiel«, so der Appell des Staatschefs an die Cocaleros.
In seiner national wie international viel beachteten Rede wies Morales darauf hin, dass »ein großer Teil der Koka für das illegale Problem abgezweigt« wird. Erstmals hat der Staatschef, der noch immer Gewerkschaftsführer der Koka-Bauern im Chapare ist, offen ausgesprochen, dass ein Großteil der dortigen Produktion in die Herstellung von Kokain fließt.
Wird die Koka-Produktion der Yungas hauptsächlich für den traditionellen Koka-Konsum im Andenland verwendet, gilt der Chapare seit Mitte der 1970iger Jahre als Zulieferer für die illegale Drogenproduktion. Die Kokainproduktion wie der Schmuggelhandel in die Nachbarländer, USA und Europa wird von kolumbianischen Kartellen kontrolliert, die im amazonischen Tiefland Boliviens mit Großgrundbesitzern zusammenarbeiten. Diese stellen Ländereien für die Kokain-Labore und Landepisten für die Drogenkuriere zur Verfügung. (bb)