Kirche will dem Druck widerstehen
Im neoliberalen Wirtschaftssystem Perus kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen den Interessen des Staats und von (multinationalen) Konzernen auf der einen und den Anliegen vor allem der Landbevölkerung und der Ureinwohner auf der anderen Seite. Jetzt haben sich mehrere Bischöfe in dem kleinen Andenstaat im Nordwesten des südamerikanischen Subkontinents hinter die Anliegen des Umweltschutzes und der Indigenas und damit auch gegen den Staats- und Regierungschef, Präsident Alan Garcia, gestellt.
Peru, seit 1821 von Spanien unabhängig, ist nicht nur ein katholisches Land; 90 Prozent der 29 Millionen Einwohner sind Katholiken. Neben Bolivien und Guatemala ist es zudem das dritte Land in Lateinamerika mit dem höchsten indigenen Bevölkerungsanteil: 44 Prozent der Einwohner sind Indios.
Garcia setzt in seiner Wirtschaftspolitik primär auf den Export und die Ausbeutung der Rohstoffe – Gold, Kupfer und Erdöl. Dazu hat er das Land auch für internationale Großkonzerne geöffnet. Von den Einnahmen profitieren eine kleine Oberschicht und vor allem die Menschen in den großen Städten, nicht aber die Landbevölkerung und schon gar nicht die Indigenas. Sie leiden zudem unter den Kollateralschäden an ihrer Umwelt. Eine Folge ist die Landflucht. Bereits ein Drittel der Bevölkerung lebt in der Hauptstadt Lima; 2,5 Millionen Peruaner sind ausgewandert.
Die Kirche, betont Erzbischof Hector Miguel Cabrejos Vidarte von Trujillo, müsse nicht nur das Evangelium verkünden, sondern ebenso für den Schutz der menschlichen Entwicklung eintreten. Bei einer Pressekonferenz in Lima stellte sich der Vorsitzende der Peruanischen Bischofskonferenz jetzt hinter alle Amtsbrüder und ihre Mitarbeiter, die wegen ihres entsprechenden Einsatzes unter Druck seitens des Staats und der Unternehmen stehen. Am 1. Juli hatte die Einwanderungsbehörde verfügt, dass Paul McAuley, seit 20 Jahren im Land tätig, Peru binnen zwei Wochen verlassen müsse. Der britische Missionar hat Indioproteste gegen die Umweltzerstörung in der Amazonas-Region aktiv unterstützt. Sein Einspruch bewirkte immerhin, dass er solange im Land bleiben darf, bis das Verfahren abgeschlossen ist. Der jüngste Vorfall in einer Serie verbalen oder administrativen Vorgehens gegen Kirchenmitarbeiter, die sich für die Armen und gegen die rigorose Ausbeutung der Bodenschätze engagieren.
„Niemand kann uns bei der Verteidigung des Lebens und der Umwelt einschüchtern“, bekräftigt Erzbischof Pedro Barreto Jimeno (Huancayo). Er steht ebenso in der Kritik wie die Bischöfe Daniel T. Murphy (Chulucanas) oder Santiago Maria Garcia de la Rasilla Dominguez und Jose Luis Astiugarraga, die Leiter der Apostolischen Vikariate Jaen en Peru und Yurimaguras. Der aus den USA stammende Murphy machte sich zum Anwalt von Kleinbauern, die befürchten, ihre Wasserquellen könnten durch eine geplante Kupfermine verschmutzt werden. Das trug ihm den Vorwurf ein, sich der Entwicklung in den Weg zu stellen. In den Vikariaten hatten 2009 Indios gegen ein neues Gesetz demonstriert, das Konzernen den Abbau von Rohstoffen erleichtert.
Wie die Kolonialzeit noch in Gesellschaft und Politik, so ist die Missionszeit, allerdings unter geänderten Vorzeichen, in der Kirche erkennbar. Von den 54 Bischöfen und Weihbischöfen in den 25 Diözesen sowie 17 Apostolischen Vikariaten und Territorialprälaturen stammen 26 aus dem Ausland: 19 aus Spanien. Drei aus Italien sowie je einer aus den USA, Mexiko, Slowenien und Deutschland: Seit 1997 ist Norbert Strotmann Hoppe MSC (63) Bischof von Chosica.
Quelle: kna