Kirche Paraguays nach Präsidentenwechsel zerrissen
Die katholische Kirche Paraguays ist nach Ansicht der Münsteraner Lateinamerika-Historikerin Antje Schnoor nach dem Präsidentenwechsel Ende Juni politisch zerrissen. Ordensleute in dem südamerikanischen Land hätten umgehend die Rechtmäßigkeit der Amtsenthebung von Präsident Fernando Lugo angezweifelt, schreibt sie in einem in Münster veröffentlichten Beitrag für die Internetseite des Exzellenzclusters Religion und Politik. Dagegen halte sich die paraguayische Bischofskonferenz mit politischen Äußerungen zurück. Der Vatikan wiederum habe nicht gezögert, den neuen Präsidenten Federico Franco anzuerkennen.
"Auch aus der Kirche sind Stimmen zu hören, bei der Amtsenthebung Lugos handle es sich um einen Staatsstreich", schreibt Schnoor weiter, es sei Zeit für eine "offizielle Erklärung des Episkopats, die die mangelnde Rechtsstaatlichkeit des parlamentarischen Putsches anprangert", so die Expertin. Die katholische Kirche habe eine große Bedeutung für das politische Geschehen im Land. Das zeige sich etwa darin, dass die neue Regierung sich durch die Kirche zu legitimieren versuche. Francos Anhänger nutzten zudem den Beistand einzelner Bischöfe, um die Kirche insgesamt als Unterstützerin des Präsidentensturzes erscheinen zulassen.
Der 61-jährige Lugo war bis 2005 katholischer Bischof von San Pedro. Seit 2008 war er Staatspräsident von Paraguay. Der Senat des Landes beendete im Juni Lugos Amtszeit vorzeitig. Zuvor hatte die Abgeordnetenkammer des südamerikanischen Landes eine Amtsenthebungsklage gegen ihn eingereicht. Begründet wurde die Klage mit einer mangelhaften Ausübung seines Amtes in Zusammenhang mit Bauernprotesten, bei denen es mehrere Tote gab.
Quelle: KNA