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Kinderhandel in Lateinamerika

Straßenkinder in Guatemala: Armut und Straflosigkeit begünstigen Kinderhandel in Lateinamerika. Foto: picture-alliance/dpa
Straßenkinder in Guatemala: Armut und Straflosigkeit begünstigen Kinderhandel in Lateinamerika. Foto: picture-alliance/dpa

Die peruanische Bevölkerung ist entsetzt, als das Ergebnis einer polizeilichen Ermittlung über einen mutmaßlichen Ring von Kinderhändlern in der peruanischen Stadt Arequipa bekannt wird. Im Zentrum steht der ehemalige Polizeichef des Landes, Raúl Becerra. Er soll die rechte Hand eines Kinderhändlerrings gewesen sein. Die Bande soll schwangere Frauen festgehalten und gezwungen haben, ihre Kinder wegzugeben.

 

Auch wenn dieser Fall in Peru besonders spektakulär ist - Kinderhandel in Lateinamerika ist keine Seltenheit. Nach Ansicht verschiedener Hilfsorganisationen handelt es sich um ein erschreckendes Phänomen in allen Ländern der Region.

 

Auch Staatsdiener sind Täter

 

Die kriminellen Banden spezialisieren sich auf verschiedene Bereiche des Kinderraubs. In der Hauptsache aber geht es um illegale Adoptionen. Im Gespräch mit der DW erzählt Juan Martín Pérez García, Leiter des NGO-Netzwerks Redlamyc, dass die kriminellen Organisationen oft mit Beamten des Staates zusammenarbeiteten, um an Babys und Kinder für Adoptionen zu kommen. "Sie nutzen die Schwäche der Institutionen in ihrem Land und die lückenhaften oder gar nicht existierenden Gesetze. Manchmal erfährt auch die Adoptivfamilie nicht, auf welche Weise sie zu einem adoptierten Kind gekommen ist", sagt Pérez García.

 

Besonders dramatisch ist die Lage in Guatemala. Seit den 1980-er Jahren ist das mittelamerikanische Land führend auf dem kriminellen Weltmarkt für illegale Adoptionen. Die steigende Zahl von Entführungen seit 2013 und 2014 sowie die mutmaßliche Beteiligung von Mitarbeitern des Gesundheitswesens seien ein idealer Nährboden für den Kinderhandel, sind sich Experten einig. Dazu käme ein Klima der Straflosigkeit.

 

Opfer von Kinderhandel: Oft arm und allein

 

Das Kinderhilfswerk UNICEF warnt schon seit Jahren davor, dass auch Armut ein entscheidender Faktor für Kinderhandel ist. Besonders indigene Mädchen und Jungen aus ärmlichen Verhältnissen seien gefährdet. Kinderhandel ist daher oft auch ein soziales Problem und eines, das auch mit der ethnischen Zugehörigkeit verbunden sein kann.

 

Meredith Fabian, Expertin der Stiftung Casa Alianza, die sich in mehreren lateinamerikanischen Ländern für die Rechte von Kindern einsetzt, betont das besondere Risiko bei Straßenkindern. "Ihnen fehlt der Schutz durch die Familie oder die Schule", sagt sie im DW-Gespräch. Besonders gefährdet sind zudem die unbegleiteten minderjährigen Migranten, die sich, wie gerade jetzt, in größeren Gruppen von Mittelamerika aus nach Norden bewegen.

 

Wenn die Kinder ein bestimmtes Alter haben, werden sie nicht mehr Opfer illegaler Adoptionen, sondern sind vermehrt von Kinderarbeit und Prostitution betroffen, letztere insbesondere bei Mädchen. Mehrere Vertreter von NGOs bestätigen, dass es keine systematisierten Daten über die Zahl von Opfern in Lateinamerika gibt.

 

Babys sind keine Ware

 

Doch wie lässt sich der Kinderhandel in Lateinamerika bekämpfen? Nach Ansicht von Pérez García ist es dringend erforderlich, die internationalen Abkommen zur Adoption zu reformieren, die angesichts einer schnell wachsenden organisierten Kriminalität überholt sind. Sie bezweifelt jedoch, dass dieses Thema für die wohlhabenden Länder dieser Welt Priorität hat. Meredith Fabian wiederum betont, die weit verbreitete Straflosigkeit in den Ländern Lateinamerika müsse endlich beendet werden.

Pérez García fordert gerade für den Bereich der Adoptionen einen allgemeinen Sinneswandel: "Wir müssen die Mentalität ändern, dass Familien sich Babys zulegen, als wären sie Haustiere, die sie nach Hautfarbe, Herkunft und Alter kaufen können. Anders gesagt: Wir brauchen Kinder, die Eltern adoptieren - nicht umgekehrt."

Quelle: Deutsche Welle, Autor: Enrique Anarte

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