Kardinal: Venezuelas Regierung fehlt jeder Wille zur Einigung
Der venezolanische Kardinal Baltazar Enrique Porras Cardozo (72) sieht derzeit nur wenig Chancen für eine Lösung der innenpolitischen Krise in seinem Land. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat in Essen sagte der Erzbischof von Mérida, es fehle der Regierung "jeder Wille für eine Einigung".
Der Unmut der Bevölkerung liege darin begründet, dass die Opposition bei den Wahlen zur Nationalversammlung 2015 die Mehrheit gewonnen habe; die Regierung versuche aber, dieses Ergebnis zu negieren. Zudem weigere sich die Regierung, ein Referendum über die Zukunft von Präsident Nicolas Maduro sowie Regionalwahlen durchzuführen. Alle Meinungsumfragen sagten voraus, dass die Opposition mindestens 21 der insgesamt 23 Regionalregierungen stellen würde, so Porras.
Vermittlung durch Vatikan gescheitert
Der Vermittlungsversuch des Vatikan zwischen Regierung und Opposition ist zuletzt ins Stocken geraten. Grund sei, dass der erzielte Kompromiss nicht umgesetzt worden sei, so Porras. Daher habe der Vatikan mitgeteilt, er werde sich nur noch einsetzen, wenn es eine feste Agenda gebe.
"Ich sehe im Moment keine Brücke, auf der sich beide Seiten begegnen könnten", sagte der Kardinal weiter. Der aktuellen Menschenrechtslage in Venezuela stellt Porras ein schlechtes Zeugnis aus. Die Unterdrückung der Meinungsfreiheit habe zugenommen. Es gebe "praktisch keine Rechtssicherheit mehr, keine Gewaltenteilung, kein Vertrauen mehr in die Institutionen, weil deren Unabhängigkeit zerstört ist".
Quelle: KNA
Das vollständige Interview zum Nachlesen auf der Adveniat-Homepage