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Jesus Superstar an der Copacabana

Es ist Karneval - Party am Strand. Foto: Thomas Milz
Es ist Karneval - Party am Strand. Foto: Thomas Milz

Manna regnete nicht vom Himmel, dafür silberne Papierschnipsel. Dazu bestimmten Jesus- und Supermann-Fahnen den weltberühmten Copacabana-Strand am frühen Rosenmontag. Immer wieder verstummten die Carnavals-Lieder mit christlichen Texten, um einem gemeinsamen Gebet Platz zu machen. Die einst von Surfern gegründete „Bola de Neve Church“ (Schneeball-Kirche) aus São Paulo war zum ersten Mal im Carnaval von Rio vertreten, und das „um der angeschlagenen Stadt Rio in diesen schweren Zeiten beizustehen“, wie einer der Organisatoren klarstellte. Man wolle für Frieden in der von Gewalt geschüttelten Stadt beten.

„Cristo é Maná“, Christus ist Manna, Himmelsbrot, so das Motto der Veranstaltung, an der mehrere tausend Anhänger der evangelikalen Schneeball-Kirche teilnahmen. Es sei ein Carnaval ohne die sonst üblichen Exzesse wie Drogen, Alkohol, Prostitution und Gewalt, machten die Teilnehmer klar. Die Straßenhändler, die sonst reichlich Bier aus ihren gekühlten Styroporboxen verkaufen, wurden bei hochsommerlichen 40 Grad nur Wasser und Fruchtsäfte los.

Evangelikales Spektakel

Evangelikale „Blocos“, also Carnavals-Gruppen, sind zwar selten, jedoch generell nichts Neues im Carnaval von Rio. Doch so ernst wie die durchorganisierte „Bola de Neve“ nimmt man es hier sonst nie. Rund zehn Euro kostet das offizielle Carnavals-Shirt - eine Praxis, wie man sie sonst nur aus dem Straßen-Carnaval in Salvador da Bahia kennt. Zudem hatte die Kirche dutzende Fotografen mitgebracht, um das Spektakel festzuhalten, sogar Drohnen kreisten in der Luft, die den Zug die Copacabana herunter aus der Luft abfilmten. Daraus werden Videoclips gebastelt, die in den Evangelisierungs-Kampagnen der Kirche eingesetzt werden.

Am Strand tummelten sich derweil die Carnavals-Muffel, die unbeirrt weiter ihr Sonnenbad nahmen. Andere, die den Carnaval nicht mögen, nutzen die bunten Feiertage um dem Trubel in Rio zu entkommen. So wie Rios Bürgermeister Marcelo Crivella, Bischof der evangelikalen „Universal-Kirche“. Bereits im letzten Jahr hat sein Fernbleiben bei der traditionellen Übergabe der Stadtschlüssel an den Carnavals-König „Momo“ für Aufsehen gesorgt. Auch im Sambódromo, der weltberühmten Samba-Arena, in der tausende Touristen und Cariocas feiern, ließ er sich nicht blicken.

Crivella streicht "Samba-Zuschuss"

Man sagt Crivella nach, die afro-brasilianischen Traditionen nicht zu mögen. Auch wirft man ihm vor, nichts gegen die zunehmende Intoleranz gegenüber afro-brasilianischen Religionen zu unternehmen. Im Vorfeld des diesjährigen Carnavals hatte Crivella die finanzielle Unterstützung der Sambaschulen zusammengestrichen. Lieber wolle er das Geld in Schulspeisungen stecken. Nur mit Mühe konnten die Sambaschulen ihre Auftritte im Sambódromo organisieren. Kein Wunder, dass es bei den weltweit ausgestrahlten Auftritten der Sambagruppen offene Kritik an Crivella gab.

Es sei undenkbar, dass Rios Bürgermeister nicht hinter dem größten Carnavals-Spektakel der Welt stehe, äußerten sich enttäuschte Sambatänzer. Nicht nur gehöre Samba und Carnaval zu den Traditionen der Stadt. Sie brächten der Stadt zudem jedes Jahr zusätzliche Einnahmen von rund einer Milliarde Euro. Mitbekommen hat Crivella die Kritik wohl nicht. Am Sonntag nahm er einen Flug nach Frankfurt. Er wolle die Feiertage nutzen, um sich in Europa über Spezial-Drohnen zu informieren, die von Rios Sicherheitskräften eingesetzt werden können.

Autor: Thomas Milz

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