Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Mexiko |

Internet von Indigenen für Indigene

Ein Schüler arbeitet mit der pädagogischen Plattform IntraBach. Foto: Luis Ramón
Ein Schüler arbeitet mit der pädagogischen Plattform IntraBach. Foto: Luis Ramón

In Chiapas, Südmexiko, haben nur 13 Prozent der Bevölkerung Zugang zum Internet. Kleinstädte wie Abasolo im Stadtbezirk Ocosingo werden meistens beim Anschluss ans weltweite Netz ignoriert. Die großen Unternehmen weigern sich, Internet in abgelegenen Orten zu installieren, da es für sie nicht rentabel ist.

Angesichts der Notwendigkeit, diese Gemeinden zu vernetzen, gründeten 2016 drei junge Lehrer, Mariano Gómez, Antonio Sántiz und Neyder Domínguez, das indigene Kollektiv Ik' ta K'op. Der Name bezieht sich auf die Verwendung von drahtlosen Netzwerken und bedeutet auf Tseltal, eine indigene Sprache, so viel wie "Wort im Wind". Das Projekt hat es geschafft, bisher 40 Prozent der knapp 2.900 Einwohner von Abasolo mit dem Internet zu verbinden.

Sieben Antennen stehen bereit

Seit 2017 haben Jugendliche von Abasolo sieben Antennen installiert, dank derer das Internet fast 30 Kilometer von der Stadtgemeinde Oxchuc bis Abasolo reist. Verglichen mit anderen nationalen Anbietern ist der Service, den das Kollektiv den Einwohnern gewährt, sehr preisgünstig. Eine Stunde Internet kostet umgerechnet nur 0,43 Euro. Diejenigen, die mit dem Projekt kooperieren oder mithelfen, die Antennen instandzuhalten, bezahlen nichts für den Dienst.

Darüber hinaus haben die Jugendlichen zusammen mit dem Gymnasiallehrer und Teammitglied von Ik‘ ta K’op, Luis Ramón, ein anderes innovatives Projekt ins Leben gerufen: Yaj’ noptik, was „Lernen“ auf Tseltal bedeutet. Fast eine halbe Million Menschen in Chiapas sprechen Tseltal, aber es ist schwierig, diese Sprache im Internet zu finden. Um die Sprache zu bewahren und zu erhalten, haben Luis und seine Schüler daher ein Gemeinschafts-Intranet entwickelt, das als digitale Bibliothek Videos, Audios und pädagogische Inhalte bereitstellt. Yaj‘ noptik hat seinen Ursprung in der pädagogischen Plattform IntraBach, die der Lehrer vor sieben Jahren gegründet hat.

Lehrer möchte Meinungsfreiheit fördern

„Ich empfinde große Zufriedenheit darüber, dass wir Yaj' noptik in anderen Schulen und Universitäten vervielfältigen konnten“, sagt Luis. Es gehe darum, dass die Jugendlichen neben dem Erhalt ihrer Muttersprache ihr Recht auf Meinungsfreiheit und Information wahrnehmen und selber Inhalte auf Spanisch und Tseltal schaffen. Ik‘ ta K’op sei ein wertvolles Werkzeug für die indigene Bevölkerung, da sie so ihr Land, ihr Territorium und ihre Kultur verteidigen sowie an den gesellschaftlichen Prozessen und der technologischen Entwicklung des Landes teilnehmen könne.

Ein weiteres Ziel des Kollektivs ist die Schaffung und Förderung von Gemeinschaftsradios in der Region. Eine kleine Gruppe von freiwilligen Jugendlichen und Erwachsenen aus Abasolo hat bereits an einem ersten Radioworkshop teilgenommen. Das Kollektiv plant demnächst einen zweiten Workshop über Gemeinschaftsradios und Techniken. Die Idee ist, dass die Einwohner in Zukunft ihre eigene Sendung erstellen und Informationen auf Tseltal und Spanisch verbreiten.

Gómez erhält Preis

Anfang des Jahres erhielt Mariano Gómez von der US-Organisation Internet Society einen Preis als einer der 25 besten Jugendlichen, die durch das Internet in ihrer Gemeinde soziale Verbesserungen erzielen. Der Preis erkennt die wichtige Rolle des Internets an - hinsichtlich der Meinungs- und Kommunikationsfreiheit sowie der Förderung und des Erhalts der Kultur, Geschichte und Selbstbestimmung der indigenen Völker.

Ferner hat Ik‘ ta K’op durch den Zugang zum Internet die lokale Wirtschaft verbessert und ganze Familien vereint. Migration ist stark verbreitet in Chiapas. Mussten Leute wie Miguel früher reisen, um mit ihren Familien zu sprechen, können sie dies nun von zu Hause aus über Videoanrufe tun. Daniel Días ist Bienenzüchter. Dank des Kollektivs verkauft er nun seinen Honig online und kann mehr Zeit in die Feldarbeit und in seine Imkerwerkstatt investieren. Ein anderer großer Vorteil ist, dass er nicht mehr von Zwischenhändlern abhängig ist und mehr Geld für seinen Honig bekommt.

Expansion geplant

Luis, Mariano und Neyder hoffen, die Erfahrung von Abasolo zusammen mit anderen Gemeinden und Kleinstädten in Chiapas in den kommenden Jahren replizieren und Ik‘ ta K‘op in ein umfassendes technologisches Kulturzentrum umwandeln zu können. Die größten Herausforderungen sind die begrenzten finanziellen Mittel, die technische Ausbildung der Ehrenamtlichen und vor allem die Aneignung des Projekts durch die lokalen Bevölkerung.

Autorin: Cory Unverhau

Hier der Link zur Homepage der Inititave: Ik‘ ta K‘op

Weitere Nachrichten zu: Soziales, Indigene

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz