Indigene Frauen werden zunehmend sexuell ausgebeutet
Die verzweifelte Lage indigener Frauen lässt in Guatemala immer mehr Frauen in die Prostitution abrutschen, um ihr Überleben zu sichern. Lateinamerika zählt weltweit zu den Regionen mit dem höchsten Grad an sexueller Ausbeutung. UNICEF zufolge haben die Fälle von Menschenhandel in Guatemala seit 2009 um 625 Prozent zugenommen. Und es handelt sich hierbei nur um die Fälle, in denen ermittelt wird.
Sehr hohe Dunkelziffer
Zuhälter locken indigene Frauen mit der falschen Aussicht auf ein besseres Leben in den USA in die Prostitution. Sie machen sich Armut und Diskriminierung für ihr kriminelles Geschäft zunutze. Viele der Frauen sind alleinerziehende Mütter, die anders ihre Kinder kaum ernähren könnten. UNICEF schätzt, dass auf jedes aus sexueller Ausbeutung befreite Opfer 30 Fälle kommen, die verborgen bleiben.
Die Frauenrechtsorganisation Defensoría de la Mujer Indígena kritisiert, dass auf gesetzlicher Grundlage nur eingegriffen werden könne, wenn Minderjährige betroffen seien. Bei erwachsenen Frauen sei dies nicht möglich. Zudem fehlt es in Guatemala an einem Budget, um den Menschenhandel zu bekämpfen.
Guatemala Ziel von Sex-Touristen
Von der eigenen indigenen Gemeinschaft erfahren Frauen, die in die Prostitution abrutschen, Ablehnung. Der Verstoß gegen die traditionellen Werte gilt als Schande. Zuhälter haben es besonders auf minderjährige indigene Frauen abgesehen, von deren Ausbeutung sie sich höhere Einnahmen erhoffen. Die Prostitution konzentriert sich in Guatemalas Grenzregionen sowie in der Nähe touristischer Sehenswürdigkeiten. Inzwischen ist auch Guatemala ein Ziel für Sex-Touristen und wird hierfür im Ausland regelrecht beworben. In Häfen und an Flughäfen werden Kontrollen Verdächtiger vorgenommen. UNICEF schätzt die Zahl der Opfer des Sex-Tourismus in Guatemala auf 48.500. Die Einnahmen beliefen sich im Jahr auf 12,3 Millionen Dollar - 2,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts. (bs)