Importierte Hummeln richten Umweltschäden an
Wie die Website www.scidev.net berichtet, hat Argentinien seit 1997 über zwei Millionen Erdhummel-Kolonien aus Chile importiert. Inzwischen registriert der Nordwesten Patagoniens Produktionsrückgänge bei Himbeeren und Honig.
Damit nicht genug. Auch der Biodiversität in der Region seien Schäden entstanden. Eine Ausbreitung auf andere südamerikanische Länder könnte folgen. Eine Gruppe von Forschern von Universitäten aus Chile, Argentinien, den USA und Kanada berichtet in der Fachzeitschrift „Journal of Applied Ecology“ über die Folgen der verhängnisvollen Entscheidung vor Jahrzehnten. Die Hummeln hätten Krankheitserreger übertragen. Betroffen sei mit der Himbeere ein wichtiges Handelsgut der Region. Dem Beitrag zufolge hat sich zudem der Bestand der einzigen einheimischen Hummel-Art Patagoniens drastisch verringert, sie drohe auszusterben. Sie habe früher ganz überwiegend für die Bestäubung gesorgt, so Marcelo Aizen von der Universidad Nacional de Comahue, der Hauptautor des Fachbeitrags.
Forscher verlangt länderübergreifende Zusammenarbeit
Die Erdhummel (lat. Bombus terrestris) entwende Nektar und schade somit einheimischen Gewächsen. In der Folge nehme zum Beispiel die Größe von Himbeeren ab, die auf Feldern im Nordwesten Patagoniens angebaut werden. Zudem fehle es an Nektar für Bienen, sodass diese weniger Honig produzieren könnten. Marcelo Aizen fordert eine Zusammenarbeit mit den Kollegen in Chile, um das Problem der importierten Hummeln in den Griff zu bekommen.
Agrarbehörden mangelt es an biologischer Kompetenz
Die Wurzeln reichen bis in die 1980er Jahre zurück. Chiles Agrarsektor drängte seinerzeit darauf, eine Hummel-Art aus Neuseeland zu importieren, um die Bestäubung einer Klee-Sorte zu verbessern, die für die Produktion von Viehfutter wichtig ist. 1997 erlaubte Chile dann den Import der Erdhummel aus den Niederlanden, um die Bestäubung von Tomaten in Gewächshäusern zu erleichtern. Chilenische Insektenkundler sprachen sich vehement gegen diesen Import aus. Der Forscher Vicente Pérez DAngello von der chilenischen Universidad de Magallanes bescheinigt den Agrar-Behörden, von Biologie keine Ahnung zu haben. Es fehle an Laboratorien, um zu forschen, sowie an Geldern. (bs)