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Argentinien |

Ihre Regierung hat die Korruption institutionalisiert

Argentiniens bekannteste Ordensfrau, Martha Pelloni, prangert in einem offenen Brief an den Gouverneur der nordargentinischen Provinz Formosa die weit verbreitete und geduldete Ausbeutung von Kindern an.

An den Herrn Gouverneur von Formosa, Gildo Insfrán:

Als Beauftragte des „Netzwerkes Gestohlene Kindheit“ besuchte ich vom 29. bis 31. März die Stadt Clorinda in der Provinz Formosa, um die lokalen Medien über die Themen Handel mit Kindern, sexuelle Ausbeutung von Kindern und Heranwachsenden sowie Drogen zu informieren. Sie, Herr Gouverneur leugneten nicht nur die Wirklichkeit, die ich in den Medien bekannt machte, sondern sprachen unserer Anwesenheit auch noch die Berechtigung ab, wobei sie Beleidigungen und Beschimpfungen verwendeten.

In Anbetracht dieses Umstands äußere ich mich öffentlich und klage die Verletzung der Menschenrechte auch im Namen der Mitglieder der ständigen Versammlung für Menschenrechte an.

Hierfür, Herr Gouverneur, möchte ich noch einmal meine Darstellung dessen wiederholen, was ich am Abend des 29. März in Clorinda sah, als ich über die internationale, nach Paraguay führende Brücke lief.

Die Gendarmerie sowohl der argentinischen als auch der paraguayischen Seite hatte es sich auf Stühlen bequem gemacht und trank Mate. Die Beamten wollten noch nicht einmal Dokumente sehen. Das Migrationsbüro war geschlossen. Von einer Seite bis zur anderen waren mehrere Straßen, aber auch die Brücke, voll mit Verkaufsständen für Mobiltelefone, alle mögliche Elektronik, Kleidung, Essen, Schuhe.

Unsere Begleiter zeigten uns die Türen der kleinen Lokale, wo die Waren gelagert werden. Ein Zimmer dient der Prostitution von Minderjährigen. Es sind die gleichen Händler, die sich Sex kaufen und dafür mit einem Mobiltelefon, Schuhen, Kleidern usw. bezahlen.

Neben der Brücke, auf der paraguayischen Seite, gibt es eine große Privatklinik eines gewissen Martínez. Uns wurde gesagt, dass hier mit Organen gehandelt werde, Zweifel seien ausgeschlossen. Ich fühlte mich an die Grenze Mexikos zu den USA in Ciudad Juárez erinnert. Auf einem großen Schild stand das Wort „Zahnarzt“. Mir kam der Gedanke, dass sie mit einem Schlafmittel zu einem Patienten auf der anderen Seite gehen konnten.

Besonders beeindruckte mich die große Anzahl an Kindersklaven, da sie nicht älter als 15 Jahre waren. Kinder als Lastesel. Von Gesetzes wegen darf das, was sie tragen, nicht kontrolliert werden. Sie trugen große Taschen und Kisten voller Ware auf dem Rücken, auf dem Kopf und in den Armen. In zehn Jahren werden sie keine Nieren mehr haben und keine heile Wirbelsäule.

Die Drogen kommen und gehen, die Jungen und Taxifahrer zeigen dir, wer die Verkäufer sind und wer die Befehle erteilen, von einer Seite auf die andere zu gehen.

Bei all dem, was ich hier erzähle, waren alle Medien dabei, und später habe ich noch Anmerkungen gemacht, weil es sie interessierte. Denn die Menschen haben Angst zu sprechen. Sie werden bedroht, man nimmt ihnen ihre Arbeit weg. Dennoch sprachen sie von den geheimen Pfaden für jede Art von Handel und zeigten uns auch einige davon. Als wir zurückkehrten, stand die Tür des Migrationsbüros offen, Wir konnten völlig durchwühlte Kisten mit Kleidern auf dem Boden sehen. Als ein Mann uns sah, schloss er die Tür vor unsere Nase.

Am folgenden Tag, nachdem alles in den Medien berichtet worden war, machten sich die Menschen auf, das Erzählte zu überprüfen. Sie sahen ein geöffnetes Büro, das von einem Uniformierten bewacht wurde – ohne Kisten voller Kleider auf dem Boden.
(...)
Mit all dem lassen sich die großen Reden unserer Politiker mit den tatsächlichen Entscheidungen vergleichen, die eben jene Realität zeigen, die ich hier beschreibe.

Ihre Regierung hat die Korruption institutionalisiert. Sie zerstört jeden Versuch der Demokratisierung und der Sicherstellung eines intakten Zusammenlebens der Bürger.

Nach so vielen Jahren im Amt (Anmerkung: Gildo Insfrán regiert die Provinz Formosa seit 1995) haben Sie die Freiheit der Menschen in Formosa getötet, und zwar mit den hinterhältigsten und feigsten Waffen, die sich verwenden lassen: mit der Lüge und der der Drohung.

Martha Pelloni - Goya, Corrientes, April 2011

Quelle: Informador publico, Übersetzung: Bernd Stößel

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