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Kolumbien |

"Ihr Leben war ein einziger Krieg"

Die Menschen drängen sich um den weißen Sarg. Hunderte, wenn nicht gar Tausende sind gekommen, um Abschied zu nehmen von Ana Fabricia Córdoba. Der Mord an der 52 Jahre alten Menschen- und Frauenrechtlerin bewegt nicht nur Medellín, sondern ganz Kolumbien.

In der vergangenen Woche wurde die ebenso resolute wie friedliebende Frau erschossen. Vermutlich steckt ein angeheuerter Auftragskiller hinter der Tat. In einem ganz normalen öffentlichen Bus zielte der Mörder genau, traf Ana Fabricia Córdoba in den Kopf. Mehrere Schüsse beendeten das Leben einer Frau, die wie kaum eine andere für den Leidensweg der Opfer des bewaffneten kolumbianischen Konfliktes steht.

Lebenslanger Kampf gegen Ungerechtigkeit

Ana Fabricia Córdoba hatte sich als Mitbegründerin der Nicht-Regierungsorganisation "Líderes Adelante por un Tejido Humano de Paz (Latepaz)" für die Rechte der Vertriebenenopfer des bewaffneten Konfliktes in Kolumbien eingesetzt.

Nicht die Tatsache, dass sie eine enge Verwandte der ehemaligen Senatorin Piedad Córdoba, einer der prominentesten wenngleich auch umstrittensten Politikerinnen Kolumbiens ist, bewegt die Menschen. Es ist der lebenslange Kampf der Afro-Kolumbianerin gegen die Ungerechtigkeit und für die Opfer des bewaffneten Konfliktes, der die Tat noch ein bißchen unmenschlicher macht, als sie ohnehin schon ist.

Hilferufe blieben unerhört

"Ihr Leben war ein einziger Krieg", schreibt das Nachrichtenmagazin semana. Mehrfach vertrieben von bewaffneten rechten und linken Banden, musste Ana Fabricia Córdoba den Mord an ihren ersten Ehemann mit ansehen. Und als ob Vertreibung, Demütigung und Mord nicht schon genug Leid gewesen, wurden auch noch zwei ihrer Kinder ermordet.

Trotzdem blieb Ana Fabricia Córdoba eine überzeugte Pazifistin. Ihr Einsatz für die Rückgabe von Land an die vielen Opfer von Vertreibung in Medellín machte sie zu einer gefährlichen Gegenspielerin von Großgrundbesitzern.

Mehrfach hatte sich öffentlich um Schutz gebeten, ihre Hilferufe sogar via Fernsehen blieben unerhört. "Sie werden mich umbringen", sagte sie mehrmals und sollte Recht behalten. Am 22. November 2010 erklärte sie in einem TV-Interview: „Jetzt habe ich erkannt wer meine Feinde sind und ich kenne sie gut, für sie bin ich eine Feindin, aber sich sehe sie mit den Augen einer Schwester.“

Debatte um Schutz von Menschenrechtsaktivisten entbrannt

Nach dem Mord ist in Kolumbien eine Debatte über die Sicherheit von Menschenrechtsaktivisten entbrannt. Der UN-Beauftragte Christian Salazar mahnt eine dringend notwendige Verbesserung des Schutzes der bedrohten Aktivisten an.

Ein Blick auf die Schlagzeilen der vergangenen Tage unterstreicht dies. In der Kaffeezone wurde ein Umweltaktivist ermordet, in Barranquilla ein Richter. Das Menschenrechtsportal verdadabierta.com, das vor allem die Verbrechen der rechtsgerichteten Paramilitärs untersucht, berichtete am Montag über 50 bekannte Drohungen gegen regional tätige Menschenrechtsaktivisten.

Die Regierung von Staatspräsident Juan Manuel Santos muss sich nun Kritik gefallen lassen, zu wenig für den Schutz von Ana Fabricia getan zu haben. Sie setzt mit umgerechnet 60.000 Euro eine vergleichsweise hohe Belohnung für die Ergreifung der Täter aus. Die Bilder von ihrer Beerdigung zieren die Titelbilder fast aller großer Tageszeitungen. Zumindest nach ihrem Tod erfährt sie also eine Wertschätzung, die vielleicht früher angebracht gewesen wäre.

Tobias Käufer/Bogotá

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