Hunderttausende bei Pilgerfest "Carmen de la Tirana"
Am diesjährigen Feiertag der chilenischen Schutzheiligen "Virgen del Carmen" haben am Wochenende in der nordchilenischen Kleinstadt La Tirana über 200.000 Menschen an der Carmen-Prozession und den Tanzumzügen teilgenommen. Das Fest in der 800-Seelen-Ortschaft gilt nach der "Fiesta del Rosario de Andacollo" mit fast rund einer halben Million Teilnehmern als das zweitwichtigste religiöse Ritual in Chile.
Seit 2007 ist der 16. Juli ein landesweiter Feiertag, auf Bestreben des damaligen Bischofs von Iquique hatte der Kongress ein entsprechendes Gesetz erlassen. Ursprünglich wurde in La Tirana ein Fest indigener Bergarbeiter in den Silber- und Kupferminen aus den Gebieten des heutigen Perus und Bolivien zu Ehren der Pachamama (Mutter Erde) begangen. Seit der Eroberung durch die Spanische Krone findet dieses indigene Fest seinen Ausdruck in der Verehrung der Jungfrau "Virgen de Copacabana".
Nach der Unabhängigkeit Chiles und der schrittweisen Chilenisierung der Atacama-Region wird in La Tirana allein die Jungfrau Carmen verehrt. Sie ist die Schutzheilige der republikanischen Truppen gegen die Armee der spanischen Krone. Bei den Feierlichkeiten, die insgesamt eine Woche dauern, sind neben einer Prozession mit einer Figur der Carmen-Heiligen viele Tänze vor- und nachkolumbianischen Ursprungs zu sehen. Darunter "Antawaras" (Tanz andiner Sonnenverehrung), "Chinos" (Tanz der Bergarbeiter), die bolivianischen "Diabladas" (Tanz der Bergarbeiter für verschiedene Götter), "Gitanos" (Tanz der Gypsis) und "Indios", wobei sich die Tänzer als nordamerikanische Indianer, inspiriert von US-Western-Filmen, verkleiden. (bb)