HRW: Mehr Gewalt gegen Frauen in Nordbrasilien
Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat in einem am Mittwochmorgen, 21. Juni 2017 (Ortszeit), veröffentlichten Bericht auf die rasant steigende häusliche Gewalt gegen Frauen in Nordbrasilien hingewiesen. Zwischen 2010 und der letzten Datenerhebung 2015 sei die Zahl der Tötungen von Frauen im nördlichsten Teilstaat Roraima um 139 Prozent auf weit mehr als das Doppelte gestiegen. Die Behörden würden in vielen Fällen komplett versagen, so HRW in dem mit "One day I`ll kill you" (Eines Tages werde ich Dich töten) betitelten Bericht.
Dreimal so viele Morde wie im Landesdurchschnitt
Mit 11,4 ermordeten Frauen pro 100.000 Einwohnern liegt die Mordrate in Roraima fast dreimal so hoch wie im brasilianischen Durchschnitt (4,4). "Während Roraima die höchste Frauenmordrate im Land hat, sind die Probleme hier symptomatisch für das landesweite Versagen beim Schutz von Frauen", so die HRW-Direktorin für Brasilien, Maria Laura Canineu.
Fehlende Polizeipräsenz
Zwar sei die Gesetzgebung zum Schutz vor häuslicher Gewalt in Brasilien mit dem 2006 erlassenen "Maria da Penha" Gesetz verschärft worden, so HRW weiter. Allerdings seien in vielen Regionen Brasiliens immer noch nicht die vorgesehenen Polizeireviere für Frauenangelegenheiten eingerichtet, zudem fehle es am zuständigen Polizeipersonal. Insgesamt werde in Brasilien überhaupt nur jede vierte Frau erlittene Gewalt anzeigen.
Weniger Anzeigen als tatsächliche Taten
"Viele Frauen in Roraima erleiden Gewalt und Misshandlungen über Jahre hinweg, bevor sie den Mut aufbringen, dies der Polizei zu melden. Aber wenn sie es schließlich tun, ist die Antwort der Regierung fürchterlich", so Canineu. Alleine in Roraima würden derzeit rund 8.400 Fälle von häuslicher Gewalt auf Bearbeitung warten. "Solange die Opfer von häuslicher Gewalt weder Hilfe noch Gerechtigkeit erhalten, werden ihre Peiniger sie weiter quälen und ermorden."
Quelle: KNA.