Historisches Treffen in Kolumbien - Guerilla trifft Paramilitärs
In Kolumbien haben sich ehemalige erbitterte Feinde zu einem historischen Treffen zusammengefunden. Wie lokale Medien am Wochenende berichteten, trafen sich Spitzenfunktionäre der inzwischen entwaffneten linksgerichteten Guerilla-Organisation Farc sowie ehemalige Kommandanten der rechtsgerichteten paramilitärischen Gruppen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Erst ein paar Tage später wurde ein Foto der Zusammenkunft veröffentlicht.
Zu den Teilnehmern gehörten unter anderen die ranghohen Farc-Kommandanten Ivan Marquez, Jesus Santrich und Pablo Catatumbo, auf Seiten der Paramilitärs nahmen Freddy Rendon Herrera alias "El Aleman", Edwar Cobos Tellez und Ivan Roberto Duque teil. Beide Seiten erklärten ihre Bereitschaft im Rahmen der Aufarbeitung des Konfliktes an der Wahrheitsfindung mitzuarbeiten.
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos wertete das Treffen als einen wichtigen Schritt in Richtung Versöhnung in dem vom jahrzehntelangen Konflikten gebeutelten südamerikanischen Land. "Ich mag dieses Foto, weil es den Frieden zeigt", sagte Santos am Wochenende. Nach der Niederlegung der Waffen müsse man den Hass und den Durst nach Rache überwinden und sich versöhnen. Dies sei der Grund, warum der Heilige Vater bald nach Kolumbien komme.
Hilfswerk warnt vor Scheitern des Friedensprozesses
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat warnt vor einem Scheitern des dortigen Friedensprozesses. "Die Gefahr ist leider sehr groß", sagte die Kolumbien-Expertin von Adveniat, Monika Lauer Perez, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Rande eines Besuches in einem Entwaffnungslager der Guerilla-Organisation Farc in der kolumbianischen Provinz Meta. Den jüngst freiwillig entwaffneten Rebellen bescheinigte Lauer Perez, sich bislang an die ausgehandelten Abmachungen zu halten. Der kolumbianische Staat zeige hingegen in einigen Regionen des Landes zu wenig Präsenz und gefährde damit den Friedensprozess.
Elementar sei der Schutz von Aktivisten und Menschenrechtlern sowie der Zivilbevölkerung in noch immer umkämpften Gebieten. "Der Staat muss für die Rechte seiner Bürger einstehen", forderte Lauer Perez. Die vielen Morde an Interessenvertretern von Kleinbauern, Indigenen oder Afrokolumbianern seien nicht hinnehmbar. Seit Jahresbeginn kamen laut Menschenrechtlern rund 50 Aktivisten bei Mordanschlägen ums Leben.
Abtrünnige Farc-Rebellen und Paramilitärs weiterhin Gefahr für den Frieden
Eine entscheidende Rolle komme der Zivilgesellschaft zu, die Druck auf die Politik ausüben müsse, damit diese den Weg des Friedensprozesses konsequent weitergehe. Die Kirche leiste dabei bereits einen wichtigen Beitrag, betonte Lauer Perez.
Besorgt äußerte sich Lauer Perez mit Blick auf die zweitgrößte Rebellengruppe des Landes, die ELN, die noch immer in einigen Gebieten aktiv sei. Die ELN, mit der die Regierung derzeit Friedensgespräche führt, könnte eventuell abtrünnige Farc-Kämpfer in ihre Reihen aufnehmen, so die Adveniat-Expertin. Zudem sei der Neo-Paramilitarismus in weiten Teilen des Landes eine echte Gefahr für die Zivilbevölkerung.
Papst besucht im September vier Städte in Kolumbien
Kolumbiens Regierung und die linksgerichtete Farc-Guerilla hatten sich im vergangenen Jahr nach vierjährigen Verhandlungen auf ein Friedensabkommen verständigt. In dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen Staat und Guerilla starben rund 300.000 Menschen; mehr als sieben Millionen wurden zu Binnenflüchtlingen. Für seine Bemühungen hatte Präsident Santos den Friedensnobelpreis erhalten.
Papst Franziskus wird nach bisherigen Planungen die Hauptstadt Bogota sowie Villavicencio, Medellin und Cartagena besuchen. Zentrales Thema ist der Friedensprozess in Kolumbien. Franziskus ist nach Paul VI. (1968) und Johannes Paul II. (1986) der dritte Papst, der nach Kolumbien kommt. Die Visite findet vom 6. bis 11. September 2017 statt.
Quelle: KNA.