Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Ecuador |

Heimlicher Goldrausch

“Der Minenbetreiber Kinross meldete am Montag, dass eine unverbindliche Übereinkunft zum Goldtagebau in „Fruta del Norte“ getroffen worden sei“, hieß es bei Reuters Anfang der Woche. Das hätten Präsident Correa und Kinross dann allerdings allein ausgehandelt. Heimlich still und leise, sozusagen. Ohne die Bevölkerung und die Präfekten der betroffenen Region Zamora Chinchipe.

“Der Minenbetreiber Kinross meldete am Montag, dass eine unverbindliche Übereinkunft zum Goldtagebau in „Fruta del Norte“ getroffen worden sei. Inbegriffen die Zahlung von bis zu acht Prozent Gebühren und ein Anteil am Gewinn“, heißt es in einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters. Die Regierung Correa hat sich zum Stand der Verhandlungen bisher noch nicht öffentlich geäußert.

Gold und Silberbergbau im Amazonas

Kinross sitzt in Kanada, ein Steuerparadies für transnationale Konzerne. Das Unternehmen hat verlauten lassen, dass es sich um das größte Bergbauprojekt Ecuadors handeln werde. Rund 193 Tonnen Gold und knapp 258 Tonnen Silber sollen aus ecuadorianischem Boden herausgeholt werden.

Der reiche Boden des Projekts „Fruta del Norte“ (Frucht des Nordens) liegt in der Provinz Zamora Chinchipe, im Amazonastiefland an der Grenze zu Peru. Dort regt sich massiver Widerstand gegen das Projekt. Die Region verfügt über ein einzigartiges ökosystem und ist für den Süßwasserhaushalt von großer Bedeutung. Eine gemäß internationalen Konventionen und der ecuadorianischen Verfassung obligatorische vorherige, freie und informierende Konsultation der dort lebenden Nationalitäten Saraguro, Shuar und Achuar hat nicht stattgefunden.

Aufruhr in „Nuevo Paraíso“

In dieser südöstlichen Provinz des Landes hat Correa wenig Rückhalt, obwohl er vor Ort um Stimmen warb. Doch im Bezirk Nuevo Paraíso gibt es auch nur 300 Wahlberechtigte. Etwa 70 Prozent der Wähler stehen hinter den linken Listen der Demokratischen Volksbewegung (MPD). Im Wahlkampf kam es zu einem direkten Schlagabtausch zwischen Correa und dem Präfekten Salvador Quispe, der Correa vorwarf, sein Wahlversprechen, „das Vaterland wieder zurückzuerobern“, verraten zu haben als er die Goldvorräte den chinesischen und kanadischen transnationalen Konzernen in die Hände legte. Darauf hat Präsident Correa bis heute nicht direkt geantwortet.

Weder über die vorherige Konsultation, noch eine Vereinbarung der Beteiligung der Bevölkerung an den Gewinnen aus den Bodenschätzen, eine Festlegung von Entschädigungen für soziale, kulturelle und Umweltschäden durch das Projekt wie auch die Umweltfolgenstudie ist öffentlich und transparent mit den Nationalitäten und den demokratisch gewählten Repräsentanten von Zamora Chinchipe verhandelt worden. Dadurch ist ein aggressives Klima aus sozialem Widerstand und Rechtlosigkeit geschaffen worden.

Weil die verfassungsmäßig vorgeschriebenen Bedingungen nicht eingehalten wurden, sind die angeblich unterzeichneten Verträge nicht rechtskräftig. Inmitten eines Szenarios, in dem das Geldsystem wankt und der Bedarf an schnell verfügbaren Mengen von Gold steigt, sich aber Millionen Menschen weltweit gegen den Extraktivismus aussprechen, hat Correa gezeigt, dass er sich der kolonialen Ausbeutung von Goldminen weiter unterordnet.

Schwindelerregende Gewinnaussichten

Weder die Regierung Correa noch das Unternehmen haben die Basis ihrer Berechnungen öffentlich gemacht, weshalb befürchtet wird, dass die Lagerstätten sowohl überschätzt wie unterbewertet sein könnten.

Gegenwärtig ist eine Unze Gold umgerechnet etwa 1.530 Euro wert. Kinross strebt eine Fördermenge von 410.000 Unzen pro Jahr an, das wären bei einem Preis von 1.530 Euro pro Unze rund 627 Mio. Euro Einnahmen. Folgt man den Spekulationen, der Goldpreis steige noch auf rund 11.500 Euro pro Unze, dann würde das Einnahmen von 4,715 Mrd. Euro pro Jahr bedeuten. Und die Ausbeutung der Bodenschätze ist auf 16 Jahre angesetzt.

Hochexplosive Situation

Laut Kinross müsste das Unternehmen 22 Prozent Steuern auf die Gewinne des Konzerns zahlen. Das ist niedrig, im Vergleich zu einem Steuersatz von mehr als 50 Prozent in Staaten wie den USA. Zudem, so Reuter, würden die Zahlungen dem Goldpreis angepasst.

Kinross malt in seinen Presseerklärungen das Bild eines erfolgreichen Projekts, zugunsten seiner Aktienwerte. Doch die Verletzungen der Verfassung, das Fehlen einer sozialen und politischen Übereinkunft und entsprechenden wasserdichten Verträgen spiegeln jedoch eher eine komplexe Situation wieder, widersprüchlich und hochexplosiv.

Autor: Aníbal Sánchez (Safiqy), in Adital; Deutsche Bearbeitung: Bettina Hoyer

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz