Gewalteskalation in Favelas in Rio de Janeiro
Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Drogenbanden und den staatlichen Sicherheitskräften sind in den Armenvierteln von Rio de Janeiro im laufenden Jahr bereits mehr Menschen gestorben als in 2016. Bis zum September seien in den großen Favelas bisher rund 3.000 Menschen getötet worden, berichtet das Nachrichtenmagazin Infobae am Dienstag, 19. September 2017, aus der Gastgeberstadt der letzten Olympischen Sommerspiele.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei dies ein Anstieg von 15 Prozent. Mindestens einhundert Polizisten seien ums Leben gekommen, so das Medium anlässlich einer neuen Gewalteskalation im Stadtteil Rocinha. 60 schwer bewaffnete Männer unter dem Kommando des inhaftierten Drogenbosses Antonio Francisco Bonfim Lopes ("Nem") waren zu Wochenbeginn in die engen Straßen der Siedlung eingedrungen, um Drogenverkaufsplätze des Rivalen Rogério Avelino da Silva ("Rogério 157") unter ihre Kontrolle zu bringen, berichtet die Tageszeitung OGlobo.
Ein Mann sei bei dem Angriff ums Leben gekommen, schreiben lokale Medien. Durch die Schießereien seien Transformatoren beschädigt worden, was in Teilen der 60.000-Einwohnersiedlung für Stromausfälle sorgte. Aus Sicherheitsgründen wurden die U-Bahnstationen im Umfeld von Rocinha geschlossen. Am Wochenende hatte es in der nördlichen Favela Morro do Juramento ebenfalls Auseinandersetzungen zwischen zwei Drogenkartellen gegeben. Fünf Männer wurden bei dem Streit erschossen, berichtet die Tageszeitung Folha de S.Paulo. (bb)