Gesundheitsversorgung Indigener katastrophal
Der brasilianische Indigenen-Missionsrat CIMI (Conselho Indigenista Missionário) hat die Zustände bei der Gesundheitsversorgung Indigener scharf kritisiert. In einer Mitteilung der katholischen Menschenrechtsorganisation heißt es, die Regierung trage die Verantwortung dafür, dass sich unter Indigenen Krankheiten ausbreiteten, die ohne weiteres bekämpft und ausgerottet werden könnten. Die Folgen seien Schmerz, Leid und Furcht, die das Leben vieler indigener Völker bestimmten. Die Kindersterblichkeit steige, vor allem in den Gemeinschaften des Volkes der Xavante, das in der Region von Campinápolis im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso lebt.
Indigene Völker hatten bereits im Jahr 2009 bei der Bundesstaatsanwaltschaft Klage eingereicht wegen der mangelhaften Gesundheitsversorgung. Die Xavante besetzten seinerzeit in Mato Grosso aus Protest ein Gebäude der brasilianischen Gesundheitsbehörde FUNASA. Dennoch wurde keine der erhofften Maßnahmen ergriffen. Die FUNASA beschränkte sich auf wenige lindernde Handlungen, welche nichts zur Lösung der Probleme beitrugen.
Probleme werden aufgeschoben
Missionare und Indigene in der Region warnen, dass sich die Situation inzwischen sogar noch verschlechtert hat. Die Verantwortung soll von der FUNASA auf eine Sonderbehörde für indigene Gesundheit (Sesai) übergehen, ein Prozess, der sich hinzieht. Dies entbindet freilich die Behörden in Brasilia nicht von ihrer Verantwortung. Das Gesundheitsministerium müsste in dieser Übergangsphase eine vollständige und leistungsfähige Gesundheitsversorgung für die indigenen Völker sicherstellen. Ein unhaltbarer Zustand, der sich bereits über Jahre hinzieht. Die Lösung der strukturellen Probleme wird einfach immer weiter aufgeschoben. Außerdem wurden nachgewiesenermaßen in den vergangenen Jahren immer wieder Millionenbeträge an Reais abgezweigt und nicht ihrem Bestimmungszweck zugeführt. Bekannt wurde der Fall eines Gesundheitsprojektes, für das lediglich 3,5 Prozent der verfügbaren Gelder eingesetzt wurden. Und dies ist kein Einzelfall.
Leicht vermeidbare Todesfälle
Zu spüren bekommen es die Xavante: Die für sie eingerichtete Gesundheitsstation in Campinápolis verfügt weder über Strom noch über Wasser. Es fehlen Medikamente und medizinische Geräte. Und für Notfälle stehen keine Autos zur Verfügung. So überrascht es nicht, dass allein Anfang 2011 sechs Indigene starben, da sie nicht behandelt werden konnten – es handelte sich zum Beispiel um eine Lungenentzündung oder Komplikationen bei der Entbindung. Die Zahlen sind erschreckend: Im Jahr 2010 starben von 200 indigenen Neugeborenen 60 infolge von Infektionen und Erkrankungen der Atemwege. Die Situation ist zum Verzweifeln, abstoßend, durch nichts zu rechtfertigen und vollkommen inakzeptabel.
CIMI erwartet daher, dass die brasilianische Regierung endlich die dringend notwendigen Maßnahmen ergreift und die drohende Vernichtung des Volkes der Xavante verhindert. Das Leben Hunderter indigener Völker steht in Brasilien auf dem Spiel, da es bedroht wird von der Tatenlosigkeit der Behörden, die ihrer Pflicht nicht nachkommen, über das Wohlergehen der Indigenen zu wachen.
Quelle: Adital, deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel