Gesetzesinitiative ermöglicht Straßen durch TIPNIS-Urwald
Eine Gesetzesinitiative des bolivianischen Parlaments zur wirtschaftlichen Entwicklung des Nationalparks und indigenen Territoriums Isiboro Sécure (TIPNIS) hat die Diskussion um die Zukunft Gebiets neu entfacht. Der Parlamentsausschuss hatte mit der Mehrheit der regierenden "Bewegung zum Sozialismus" (MAS) zu Wochenbeginn den Weg für Erschließungen - darunter den Bau einer Straße - in der Amazonsregion frei gemacht. Das meldeten lokale Medien.
Erst Schutz, jetzt Zerstörung
Nach massiven Protesten gegen einen geplanten Straßenbau wurde 2011 die Unberührbarkeit des Gebietes beschlossen. Wie die Tageszeitung "Los Tiempos" berichtet, soll die Gesetzesinitiative das bis dato gültige Gesetz Nr. 180 über die Unberührbarkeit des Schutzgebietes im zentralbolivianischen Departamento Cochabamba annulieren. Nun soll "die Eröffnung von Verbindungswegen, Straßen und Flussnavegationswegen die Bewegungsrechte der indigenen Völker verbessern, begründen oder erhalten", zitiert das Blatt aus dem Gesetzesentwurf.
Ausschussvorsitzender und Guaraní-Indígena Avilio Vaca (MAS) erklärte, dass mit dem Bau von Verkehrsinfrastruktur ein Versprechen aus einer Volksbefragung der rund 14.000 Indigenen im Jahr 2012 eingelöst werde. Damals hatte eine große Mehrheit der TIPNIS-Gemeinschaften gegen Gesetz Nr. 180 gestimmt.
Verbindungsstraße statt "grüner Lunge"
Oppositionspolitiker, Umweltschützer und regierungsferne Indigenenverbände warnen derweil vor einer Ausweitung von Coca-Pflanzenanbau in der biodiversen Region und Abholzung des Regenwaldes.
Die Regierung wolle die umstrittene Verbindungsstraße Villa Tunari-San Ignacio de Moxos zwischen den Departamentos Cochabamba und Beni um den Preis der "grünen Lunge Boliviens" und gegen den Willen der TIPNIS-Bewohner vorantreiben, so die Tageszeitung "Página Siete". (bb)