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Nicaragua |

Geplanter Kanal würde Umwelt stark belasten

Für den Bau und Betrieb des Kanals hat ein Konsortium aus China den Zuschlag erhalten. Nicaraguanische Umweltschutzorganisationen schlagen Alarm. Der Name von Gesetz 840, das auf Initiative von Präsident Daniel Ortega zustandekam, besteht der dahinter stehenden Ambition entsprechend aus nicht weniger als 21 Wörtern – die Medien bezeichnen es kurz als “Gesetz des großen interozeanischen Kanals.”

Die Idee eines die Ozeane verbindenden Kanals durch Nicaragua geht bis auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Das Projekt ist als Konkurrenz zum Panamakanal gedacht, den es an Größe um das Vierfache übertreffen würde. Nicaragua wirft vor allem auf Schiffe mit Tiefgang ein Auge. Die Baukosten werden mit 40 Milliarden Dollar beziffert. Das Unternehmen aus Hongkong erhielt zusammen mit der Baukonzession die Genehmigung des Betriebs für 50 Jahre, mit einer Option auf weitere 50 Jahre. Per Gesetz verpflichtet sich Nicaragua, Zugang und Schifffahrt auf Flüssen und Seen sicherzustellen sowie notwendige Erweiterungen oder Vertiefungen von Wasserwegen zuzulassen. Für besondere Empörung bei Umweltschützern sorgt, dass der nicaraguanische Staat ausdrücklich darauf verzichtet, den Investor vor einheimischen oder internationalen Gerichten zu verklagen, sollte es bei den Arbeiten im Vorfeld, dem Bau und dem Betrieb zu Umweltschäden kommen.

Nicaragua-See wichtigste Trinkwasserquelle

Gesetz 840 schafft den Status des Nicaragua-Sees als nationale Trinkwasser-Reserve ab, die von höchster Bedeutung für die Sicherheit des Landes ist. David Quintana von der Nicaraguanischen Stiftung für nachhaltige Entwicklung befürchtet, dass der chinesische Kanalbetreiber freie Hand bei der Ausbeutung der peripheren Reserven des Nicaragua-Sees hat, der mit einer Fläche von 8.624 Quadratkilometern der zweitgrößte Lateinamerikas nach dem Maracaibo-See in Venezuela ist. Im Einzugsgebiet befinden sich 15 Naturschutzgebiete und 25 Prozent der Regenwälder Nicaraguas mit einer großen Artenvielfalt.

Victor Campos von der Umweltschutzorganisation Centro Humboldt hält den Kanalbau auch insofern für verheerend, weil er die Perspektive zunichte macht, den Nicaragua-See in eine Wasserquelle für ganz Mittelamerika zu verwandeln. „Entweder hat man einen Kanal oder man hat ein Wasserreservoir für die Bevölkerung – beides zusammen geht nicht.“ Der Biologe Salvador Montenegro von der Universidad Nacional Autónoma de Nicaragua erklärt, dass die Arbeiten am See für eine Unmenge an Ablagerungen sorgen würden. Die Folge: Eine starke Eintrübung des Wassers und das Ersticken der meisten Lebewesen.

Erdbeben und starke Winde

Nach den Planungen des Kanalbauers hätte die Wasserstraße eine Länge von 286 Kilometern, bei einer Breite von 520 Metern und einer Tiefe von 27,6 Metern. Salvador Montenegro spricht angesichts dieser Dimensionen von entsprechenden Risiken für die Umwelt. Es reiche schon ein vergleichsweise kleiner Schiffsunfall, bei dem öl ausläuft. Erdbeben und heftige Winde sind in dieser Gegend keine Seltenheit. Auch Nicaraguas Regierung kann diese Gefahren nicht völlig ignorieren. Der Wissenschaftler Jaime Incer Barquero berät Präsident Ortega in Umweltfragen. Die größte Wasserquelle Nicaraguas und ganz Mittelamerikas dürfe auf keinen Fall aufs Spiel gesetzt werden. Umweltstudien werden darüber entscheiden, welche Gestalt die Bauarbeiten konkret annehmen. Von staatlicher Seite freilich werden weiterhin die wirtschaftlichen Vorzüge des Prestigeobjekts gepriesen. Die Gegner, darunter indigene Gemeinschaften, die ihr Land bedroht sehen, prüfen indessen rechtliche Möglichkeiten, den Bau zu verhindern.

Autor: José Adán Silva, Quelle: http://servindi.org/actualidad/92198,

deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel

Nicaragua-See. Foto: El Orfebre Mochiler, CC-by-nc-sa

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