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Nicaragua |

Fröhlichkeit als Erfolgsrezept

Beim Schwätzchen vor der Haustür in Managua muss Erzbischof Leopoldo José Brenes Solórzano viele Hände schütteln. In seinem Viertel in der nicaraguanischen Hauptstadt ist der 64-Jährige mit den langen grauen Locken beliebt. Die Nachbarn bleiben stehen, und es wird über Fußball und die Politik diskutiert und geschimpft. Brenes ist ein klassischer Menschenfischer. Einer, der durch sein herzliches Lachen und seine unorthodoxe Art schnell die Herzen seiner Zuhörer gewinnt. Wer den Suchbegriff Leopoldo Brenes googelt, findet fast nur Fotos eines lachenden Menschen.

So viel ansteckende Fröhlichkeit ist unter ranghohen Kirchenvertretern nicht immer selbstverständlich. Der Erzbischof, den Papst Franziskus am Samstag gemeinsam mit 18 weiteren in den Kardinalsstand erhebt, geht gern unter die Leute, setzt sich auch mal zum Ausreiten aufs Pferd. Beim Besuch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Managua lädt er zum Gespräch auf die Terrasse seines kleinen Hauses ein. An der Wand vergilbte Fotos aus seinem Leben, von Treffen mit Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Die Bilder leiden sichtbar unter der schwülen Tropenhitze Mittelamerikas.

Im Schaukelstuhl auf und ab wippend, beantwortet Brenes die Fragen. Natürlich geht es um Politik. Der Erzbischof ist ein Kritiker des amtierenden sandinistischen Staatspräsidenten Daniel Ortega (68), der sich gerade erst durch eine umstrittene Verfassungsänderung die Option auf eine unbegrenzte Wiederwahl ermöglicht hat. "Leider haben viele junge Menschen in Nicaragua nicht die Chance, sich in entscheidenden Positionen einzubringen, weil diese seit Jahren von den gleichen Funktionsträgern besetzt sind", sagt Brenes. Die Bischöfe hätten die Regierung immer aufgefordert, in den politischen Institutionen für einen stetigen Wechsel zu sorgen.

Politische Botschaft vom Papst

Der Zwist zwischen Ortega und Brenes begann mit den Kommunalwahlen 2008. Damals äußerten Kirchenvertreter wie unabhängige Wahlbeobachter erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Ergebnisse, die die regierenden Sandinisten in strategisch wichtigen Kommunen in die Spitzenämter brachten, auch in Managua. Vor allem der umstrittene Erfolg des früheren Boxweltmeisters Alexis Argüello im Rennen um das Bürgermeisteramt in der Hauptstadt weckte Zweifel von Bürgerrechtlern - hatte Ortega doch keine ausländischen Beobachter zugelassen. Auch eine personelle Neubesetzung des Wahlrates, wie von Brenes gefordert, lehnte Ortega ab.

Durch die Personalie, Managuas Erzbischof in den Kardinalsstand zu erheben, hat der Lateinamerikaner Franziskus auch eine politische Botschaft in das mittelamerikanische Land gesandt. Ortega ignorierte nämlich bislang weitgehend die kritische Bischofskonferenz - und präsentierte sich stattdessen demonstrativ mit dem 88-jährigen Kardinal Miguel Obando Bravo, der von Ortega unlängst den höchsten Verdienstorden des Landes erhielt.

Obando wechselte während seines Lebens mehrmals die politischen Seiten. Zuletzt unterstützte er im Wahlkampf das Ortega-Lager - und wurde von den Sandinisten als der wahre Kirchenführer des Landes dargestellt. Mit einem regierungskritischen Kardinal Brenes wird ein solcher Schulterschluss kaum denkbar sein. Dieser rückt damit in die Riege der einflussreichsten Kirchenmänner der Region auf. Bislang konnte Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga (71) aus Honduras, Vorsitzender des Kardinalsrates zur Kurienreform und Präsident von Caritas International, diesen Rang vor allem medial allein für sich beanspruchen.

"Pastor der Armen"

"Brenes repräsentiert nicht nur Nicaragua, sondern ganz Mittelamerika", meint der Generalsekretär der Nicaraguanischen Bischofskonferenz, Weihbischof Silvio José Báez Ortega. Die Tageszeitung La Prensa sieht den Erzbischof wegen seiner Volksnähe gar als einen "Kardinal des Volkes", und La Información beschreibt ihn als "Pastor der Armen".

Auf zwei Dinge, so Brenes vor seinem Abflug nach Rom, hoffe er besonders: darauf, dass es wieder zu einem Dialog mit dem Präsidenten komme, und dass er seine Nachbarn und Landsleute nicht enttäusche. "Sie haben mir gesagt, ich solle so bleiben, wie ich bin."

Quelle: KNA.

Autor: Tobias Käufer.

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