FARC-Kommandant verzichtet auf Parlamentssitz
Die Nummer Zwei der kolumbianischen FARC, Ivan Marquez, hat den Verzicht auf einen Parlamentssitz angekündigt. Der Sprecher der ehemaligen Guerilla-Organisation reagierte damit auf die Festnahme des prominenten Ex-Kommandanten Jesus Santrich wegen Drogenhandels und der Kooperation seines Cousins Marlon Marin mit der US-Justiz. Letzterer ist bereit, im laufenden Ermittlungsverfahren in den USA als Kronzeuge auszusagen.
Als weitere Gründe für seinen Entschluss nannte Marquez eine "Entstellung der Sonderjustiz" durch nachträgliche Korrekturen. Dem Staat warf er einen fehlenden Willen vor, den Friedensvertrag mit der inzwischen entwaffneten und zu einer politischen Partei umgewandelten FARC umzusetzen. Die Sonderjustiz ist für die Aufarbeitung der Gewalt in dem jahrzehntelangen Konflikt zuständig.
Senator sollte er werden
Marquez sollte am kommenden Freitag bei der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments seine Arbeit als Senator beginnen. Die Vereidigung von Santrich, der in die USA ausgeliefert werden soll, ist unsicher. Santrich und Marquez werfen die Justiz vor, die Beweislage manipuliert zu haben. Allerdings existieren Videoaufnahmen, die Santrich schwer belasten. Wer für Marquez nachrückt, ist bislang noch unbekannt.
Inzwischen hat sich die FARC offiziell entwaffnet und eine eigene politische Partei gegründet. Sie trat bei den Parlamentswahlen vor wenigen Monaten erstmals an, erhielt aber nur wenige Stimmen. Unabhängig vom Ausgang der Wahlen stehen der FARC aber, wie im Friedensvertrag beschlossen, zehn Parlamentssitze zu. Diese Regelung gilt auch noch für die Wahlen 2020. (KNA)