Ex-Diktator Videla verurteilt wegen Kindesraubs
Der frühere argentinische Diktator Jorge Videla ist wegen Kindesraubes zu 50 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in der Hauptstadt Buenos Aires befand den heute 86-jährigen General am Donnerstag (Ortszeit) für schuldig, während der Militärdiktatur (1976-1983) in 35 Fällen Neugeborene von politischen Gefangenen zur Adoption durch Regierungsanhänger freigegeben zu haben. In einem seit Februar 2011 laufenden Prozess standen mit Videla auch der letzte Chef der Militärjunta, Reynaldo Bignone, und sechs weitere Militärs und deren Mitarbeiter vor Gericht. Bignone erhielt 15 Jahre, die anderen Angeklagten bekamen Gefängnisstrafen zwischen 14 und 40 Jahren.
Nach Schätzungen wurden während der Militärdiktatur mindestens 500 Kleinkinder von Oppositionellen geraubt. Die meisten dieser Kinder kamen in Geheimgefängnissen zur Welt. Kurz nach deren Geburt wurden sie ihren Müttern weggenommen und wuchsen unter falschen Namen in anderen Familien auf. Die leiblichen Mütter wurden in den meisten Fällen nach der Entbindung ermordet. Die Menschenrechtsorganisation "Großmütter der Plaza de Mayo" identifizierte in den vergangenen Jahren mittels DNA-Analysen 105 geraubte Kinder und brachte sie wieder mit ihren biologischen Familien zusammen. Videla verbüßt bereits wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit mehrere Haftstrafen.
Quelle: KNA