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Brasilien |

Erste digitale Volkszählung

In knapp 70 Staaten sind zurzeit Volkszählungen im Gang, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein sollen. In Deutschland verschiebt sich der Stichtag auf den 9. Mai 2011. Mehrere Länder – darunter auch Brasilien – wollen die Daten erstmals digital erfassen und auswerten.

58 Millionen Haushalte werden befragt

Der am 1. August begonnene Zensus in Brasilien ist besonders umfangreich. Dort leben etwa 194,3 Millionen Menschen auf einer Fläche von rund 8,5 Millionen Quadratkilometern. 58 Millionen Haushalte in mehr als 5.500 Gemeinden werden befragt. 240.000 Helfer wachen darüber, dass das Verfahren reibungslos abläuft. Um die Daten zu erfassen, sind 225.000 PDAs und mit GPS ausgestattete Notebooks im Einsatz. Die Angaben werden in mehr als 7.000 regionalen Datenerfassungszentren ausgewertet.

900 Millionen US-Dollar soll die Volkszählung kosten

Ihre Antworten dürfen auch via Internet gegeben werden. Doch um die virtuellen Fragebögen überhaupt ausfüllen zu können, müssen die Bürger persönlich einen versiegelten Umschlag in Empfang nehmen, der den Zugangscode für die betreffende, sichere Website beinhaltet. Die Kosten für die Volkszählung werden in dem größten lateinamerikanischen Land und fünftgrößten Staat der Erde mit etwa 900 Millionen US‐Dollar beziffert. Erste Ergebnisse sollen am 27. November veröffentlicht werden.Die Vorbereitungen begannen bereits 2007, zwei Jahre später wurde ein Testlauf gestartet. Das Endergebnis soll im kommenden Jahr vorliegen.

Erste brasilianische Zensus 1872

Der erste Zensus in Brasilien fand 1872 statt. Damals wurden 10,1 Millionen Menschen erfasst. Bei der elften Zählung im Jahr 2000 war die Bevölkerung bereits auf 169,8 Millionen angewachsen.

Eduardo Pereira Nunes, der Direktor des Nationalen Amts für Statistik (IBGE) verspricht sich von der Volkszählung ein umfassendes Bild der Bevölkerung und ihren sozio‐ökonomischen Charakteristika. "Der Zensus 2010 wird Einblick geben, wie hoch die Einschulungsrate ist, wie sich das Internet verbreitet hat, die Bevölkerung gealtert und die Einkommen gestiegen sind", sagte er. Zudem werden präzise Aussagen möglich, in wieweit Frauen stärker auf dem Arbeitsmarkt vertreten und besser ausgebildet sind.

Unterstützung durch UN-Fonds

Um Entwicklungsländern bei der Durchführung der Volkszählung zu helfen, hat die Exekutivdirektorin des UN-Bevölkerungsprogramms (UNFPA), Thoraya Ahmed Obaid, eine spezielle Initiative angestoßen. Laut dem Bevölkerungsfonds muss der Zensus nirgendwo scheitern, weil keine ausreichenden finanziellen Mittel oder technische Voraussetzungen vorhanden sind.

Unterstützung leistet der Fonds unter anderem Afghanistan, Kambodscha, Nordkorea, Osttimor, Vietnam, Sudan, Somalia, den Palästinensergebieten und dem Irak. Brasilien ist in der Lage, anderen Ländern Hilfe anzubieten. Von der brasilianischen Software können Staaten wie Angola, die Kapverden sowie São Tomé und Principe profitieren.

UNFPA‐Mitarbeiter Omar Gharzeddine sagte der Nachrichtenagentur IPS, dass Volkszählungen entscheidend dazu beitragen könnten, auf kompetente Weise auf die neuesten Bevölkerungstrends zu reagieren. "Diese Daten liefern die wichtigsten Informationen über Zahl, Charakteristika und Bedürfnisse der Bevölkerung."

Hohe Strafen bei Nichtausfüllender Fragebögen

Die Brasilianer werden unter anderem danach gefragt, ob sie Mobiltelefone und Internet nutzen oder eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft eingegangen sind. Auf digitalem Weg können selbst diejenigen an der Befragung teilnehmen, die in abgelegenen Gebieten leben. Auch in Gefängnissen, Militärposten, Klöstern, Krankenhäusern, Slums und Orten im Urwald werden die Fragebögen eintreffen. Diejenigen, die sie nicht ausfüllen wollen, müssen mit Strafen rechnen. Die Bußgelder können zehn Mal so hoch sein wie der nationale Mindestlohn.

2010 ist auch in Staaten wie den USA, Russland, China, Mexiko, Japan, Indonesien, Pakistan, den Kapverden, Finnland, Argentinien, Bolivien und Sambia das Jahr der Volkszählung. Alle zehn Jahre werden in verschiedenen Ländern in unterschiedlichen Zeitrahmen die Bevölkerungszahlen ermittelt. In diesem Jahr ist fast die Hälfte der rund 6,7 Milliarden Menschen auf der Welt betroffen. Neben Brasilien stützen sich auch Oman, die Kapverden, Uruguay und Kolumbien bei der Erhebung ganz auf die Digitaltechnologie, wie UNFPA mitteilte.

Autor: Thalif Deen, deutsche Bearbeitung: Corina Kolbe in: IPS Weltblick

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