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Ecuador |

Er betrachtet die Medien als seine persönlichen Feinde

Die regierungskritische Tageszeitung „El Universo“ aus Guayaquil, der zweitgrößten Stadt Ecuadors, befindet sich seit Monaten in einem Rechtsstreit mit dem Präsident Rafael Correa. Der ecuadorianische Regierungschef hatte die Tageszeitung und deren führende Köpfe nach einem regierungskritischen Bericht über die Hintergründe des Polizeiaufstandes von 2010 wegen "Beleidigung des Staatspräsidenten" verklagt und bekam in erster Instanz Recht: Die Richter verurteilten den Autor des Beitrags zu drei Jahren Haft und den Verlag zu einer 40 Millonen US-Dollar Strafe. Am 10. Februar kommt es zu einer erneuten Anhörung vor Gericht. Ein Gespräch mit Monica Almeida, der Leiterin der Hauptstadtredaktion von "El Universo".

Können Sie die Hintergründe des Konfliktes erklären?

Lassen Sie es mich so ausdrücken: Es gibt in Ecuador einen grundsätzlichen Konflikt zwischen dem Präsidenten und den unabhängigen Medien, also den Medien, die nicht staatlich sind.

Wie bewerten Sie die Situation der Pressefreiheit in Ecuador?

Ich würde sagen, im Moment ist die Meinungsfreiheit in Ecuador in Gefahr. Unsere Journalisten wissen, dass sie sehr, sehr vorsichtig sein müssen. Wir haben einen Präsidenten mit einem sehr, sehr starken Charakter, der Kritik nicht ertragen kann. Jede Stimme, die nicht auf Regierungslinie liegt, ist gleich eine Stimme der Opposition. Wir hatten Fälle, dass einige TV-Journalisten zurücktreten mussten oder ihr Programm einstellen mussten. Der Präsident spielt nicht innerhalb der demokratischen Normen. Er betrachtet die Medien als seine persönlichen Feinde.

Welche Reaktionen hat die Redaktion von "El Universo" erhalten?

Wir haben auf internationaler Ebener sehr viele Reaktionen erhalten. Medien aus Peru, Kolumbien, dem Verband der Herausgeber südamerikanischer Zeitungen, dem südamerikanischen Presseverband, der Washington Post, dem Weltverband der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA) haben uns ihre Unterstützung und Solidarität ausgedrückt. Viele internationale Medienvertreter interessieren sich für den Fall.

Wie reagieren Ihre Leser?

Wir spüren eine große Rückendeckung unserer Leser. Unsere Facebook-Seite hat mehr als 100.000 Freunde. Es gab Demonstrationen für unsere Zeitung und die Meinungsfreiheit.

Welche konkreten Konsequenzen hat der Streit mit dem Präsidenten für Ihre Zeitung?

Seit einigen Jahren wird es immer schwieriger unserer Arbeit nachzugehen. Das gilt auch für Journalisten anderer Medien. Fast alle Quellen der Regierung sind für uns verschlossen. Es gibt auch praktisch keine exklusiven Interviews mehr mit Regierungsvertretern. Bekommen wir einen Termin mit einem Vertreter der Regierung, werden grundsätzlich auch immer Vertreter der staatlichen Medien eingeladen.

Das Gespräch führte Tobias Käufer, Bogotá.

weiterer Artikel: Präsident contra Meinungsfreiheit ? (20.01.2012)

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