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Mexiko |

Einfach da sein, bringt Sicherheit

Nathalie* kommt ursprünglich aus einer Kleinstadt im Westen Deutschlands. Jetzt sitzt sie am Eingang eines abgelegenen mexikanischen Bauerndorfes und hält Wache. Die 24-Jährige lebt für zwei Wochen in einem Friedenscamp und ist für diese Zeit Menschenrechtsbeobachterin.

„Seit die Beobachter hier sind, kann ich wieder ruhig schlafen“, sagt Adrian. Er ist einer der indigenen Bauern, die hier wohnen. In seinem mexikanischen Heimatdorf, dessen Name aus Sicherheitsgründen ungenannt bleiben wird, leben ca. 300 Menschen. Seit vier Jahren schickt die Menschenrechtsorganisation Fray Bartolomé de Las Casas (Frayba), die unter anderem von Adveniat finanziell unterstützt wird, Menschenrechtsbeobachter hierhin. Damals hatte der Vorstand des Dorfes darum gebeten. Die Bewohner erhofften sich Unterstützung in ihrem Kampf um Autonomie. Zum Großteil kommen Deutsche und Spanier in die Friedenscamps.

Einfach nur da sein

Nathalie (24) ist eine von fünf Beobachterinnen, die zur Zeit in Adrians Dorf sind. Gerade ist sie von der Wache zurück gekommen. Zwei Stunden dauert ihr Weg zu Fuß. Sie sitzt auf einem alten, bemalten Stuhl vor dem Gebäude, in dem sie und die anderen schlafen. Langsam geht die Sonne unter, Hunde bellen und ein paar Hähne krähen. Auf einer matschigen Wiese spielen Männer Fußball. Seit einer Woche lebt sie jetzt schon hier.

Eigentlich studiert sie im Norden Deutschlands Spanisch und Kunst auf Lehramt. Jetzt sitzt sie hier und erfüllt eine wichtige Aufgabe für die Dorfbewohner, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Größtenteils sitzt sie herum, liegt in der Hängematte oder liest Bücher. Doch genau das ist wichtig. Ihre bloße Anwesenheit sorgt für mehr Sicherheit im Dorf.

Bewohner wünschen sich Schutz vor dem Militär

Als das Dorf zum ersten Mal die Menschenrechtsbeobachter um Hilfe gebeten hat, war das mexikanische Militär bis auf die Felder der Bewohner vorgerückt und in ihre Häuser eingedrungen. Sie kamen um vier Uhr morgens. Drei Monate lang hatte das Militär ein Camp in der Nähe des Dorfes aufgebaut, um die Bewohner einzuschüchtern und sie aus ihren Häusern zu treiben.

„Es war eine harte Zeit“, sagt Angelina. „Wir konnten nicht richtig schlafen und die Kinder haben viel geweint.“ Gegen ihren Mann liegt schon seit Jahren ein Haftbefehl vor. Noch heute, vier Jahre danach, haben die meisten ihre fertig gepackten Rucksäcke für den Notfall. griffbereit. Falls das Militär oder die Polizei wieder kommen.

Ruhe lässt am Frieden zweifeln

Alejandro sitzt auf seiner Terrasse. Er ist gerade von der Arbeit auf dem Feld wiedergekommen. Auf dem Tisch steht sein Maisgetränk, das er immer nach der Arbeit trinkt. Von hier aus kann er fast über das gesamte Dorf schauen. Nachdenklich blickt er in den Sonnenuntergang. „Im Moment ist es entspannt und es geht uns gut.“ Er verscheucht ein Huhn, das sich an seinem Maisgetränk bedienen will. „Aber der Scheint trügt. Wir sind ruhig, aber aufmerksam. Die Ruhe ist eine Strategie der Regierung. Sie wartet bis wir denken, dass nichts mehr passieren wird, und dann schlägt sie zu.“

Auch gegen Alejandro liegt ein Haftbefehl vor. Deshalb möchte er seinen Nachnamen nicht nennen. Für ihn ist der Kampf zwischen der indigenen Bevölkerung und Regierung noch nicht beendet: „Die Menschenrechtsbeobachter erinnern uns daran, dass die Gefahr noch immer besteht. Wir werden nie wissen, wann es wirklich vorbei ist.“

Der Kampf ist nicht zu Ende

Fast in allen Fällen, in denen Frayba Menschenrechtsbeobachter in indigene Dörfer schickt, geht es um Konflikte wegen Landrechten oder Bedrohungen durch paramilitärische Gruppen. Rosa Rodriguez arbeitet für Frayba: „Sollte es zu Menschenrechtsverletzungen kommen, sollen die Beobachter diese dokumentieren. Natürlich besteht dabei auch immer ein Risiko für alle Beteiligten. Deshalb sollen sie nicht im Internet auf Facebook oder anderen Plattformen erwähnen, was sie machen und wohin sie gehen.“

Nathalie und die anderen vier Beobachterinnen wurden heute in die Hütte von Alejandro eingeladen. Er hat ihnen Maiskolben vom Feld mitgebracht, die die Frauen gekocht haben. „Das ist ein schöner Nebeneffekt“, sagt Nathalie. Sie ist auch hierher gekommen, um die Kultur der Indigenen in Mexiko und das einfache Bauernleben kennen zu lernen. Sie fischt eine kleine Made aus ihrem Kolben, bedankt sich bei Alejandro und beißt genüsslich in den Mais. Für heute ist ihre Schicht vorbei. Morgen früh geht es wieder zur Wache.

* Alle Nachnamen und Ortsbezeichnungen wurden aus Sicherheitsgründen abgekürzt bzw. nicht erwähnt.

Autorin: Greta Hamann

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