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Kolumbien |

Eine Tasse Kaffee zur Versöhnung

Ausgerechnet eine Tasse Kaffee soll den Weg zum Frieden ebnen: Kolumbiens Kaffeegigant "Juan Valdez" wagt ein außergewöhnliches Experiment. Mit Hilfe einer jährlich neu aufgelegten Kaffeesorte soll der Friedensprozess in dem südamerikanischen Land vorangetrieben werden. Der "Cafe de la Reconciliacion" - der Kaffee der Versöhnung - stammt in diesem Jahr aus der Region Rio Negro-Santande und soll die Kolumbianer daran erinnern, dass trotz wirtschaftlichem Aufschwung der Weg zum Frieden noch weit ist.

Was auf Anhieb klingt wie eine Marketinggeschichte des Konzerns, hat einen traurigen Hintergrund. Die Bauen müssen sich entscheiden: Kaffee oder Koka. Es ist der seit Jahrzehnte andauernde Kampf um die Anbauflächen. Die illegalen Gruppen in Kolumbien beanspruchen die fruchtbarsten Regionen für sich. Die linksgerichtete Guerilla-Organisation FARC und die ultrarechten Paramilitärs üben mit brutaler Gewalt Druck auf die Bauern aus. Wer sich widersetzt wird ermordet, wer sich für eine Seite entscheidet, gilt als Kriegsziel der jeweils anderen kriminellen Bande. Auch die reguläre Armee mischt in diesem blutigen Krieg mit, immer wieder geraten Zivilisten zwischen die Fronten, sterben unschuldige Menschen durch die Kugeln der kolumbianischen Soldaten, der Guerilla oder der Paramilitärs.

Kaffeeauswahl nach Gewaltrate

Deswegen ist der Hass und das Mißtrauen tief in den Seelen der Kaffeebauern verwurzelt. Es gibt kaum eine Familie in den ländlichen Regionen, die kein Opfer zu beklagen hat. Hier setzt die Strategie der nationalen Kaffee-Föderation an. Es werden gezielt Regionen ausgewählt, die in der Vergangenheit besonders unter der Gewalt gelitten haben. Der Kaffee aus den Plantagen dieser ausgewählten Gegenden landet schließlich als "Cafe de la Reconciliacion" in den Shops von Juan Valdez, dem kolumbianischen Gegenentwurf der US-amerikanischen Kette Starbucks. Nun können die Kolumbianer in den modernen und für kolumbianische Verhältnissen keineswegs billigen Läden auswählen: Welcher Kaffee darf es heute sein? Mild, würzig oder doch friedenspolitisch korrekt.

Der Kommissar der kolumbianischen Regierung für Reintegration, Alejandro Eder, lobt die Initiative: "Um das Land zu bekommen, von dem wir alle träumen, brauchen wir das Engagement aller Bürger. Es ist nicht genug, dass einige Kolumbianer ihre Waffen abgegeben. Wir brauchen eine Gesellschaft die solidarischer miteinander umgeht, und deren soziale Unterschiede geringer werden."

Kaffee ruft Konflikt in Erinnerung

Neben der wirtschaftlichen Unterstützung der betroffenen Regionen erfüllt der „Versöhnungskaffee“ aber auch noch eine ganz andere Funktion. Er bringt den bewaffneten Konflikt im Lande zurück ins Gedächtnis der Großstädte. Denn die schmucken Juan-Valdez-Filialen sind längst zu gesellschaftlichen Treffpunkten der Besserverdienenden geworden. In Bogotas Vorzeigeviertel „Parque 93“ ist der Drogenkrieg weit weg. In Bogota, Medellin oder Cali wird nicht mehr so häufig gemordet, wie noch zu Hochzeiten der Kartelle von Pablo Escobar und Co.

Mittlerweile hat sich der Konflikt auf die ländlichen Regionen verlagert und ist damit auch aus dem direkten Blickfeld der reichen und einflussreichen Großstadtbewohner verschwunden. Gestorben wird nun anoymer, weil weit weg zum Zentrum der Politik. Eine Tasse Kaffee aus dem „Sortiment der Versöhnung“ hilft da dem Gewissen auf die Sprünge. Und der Erinnerung, dass ein wirkliches friedliches Kolumbien noch lange auf sich warten lassen wird.

Quelle: kna

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