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Bolivien |

Ein Versuch in Cochabamba

La Paz. "Alle Erwartungen wurden übertroffen." Der bolivianische Präsident Evo Morales ist hochzufrieden. Dass es kommende Woche in Cochabamba an Hotels fehlen wird, damit hätte er nicht gerechnet. Über 15.000 Teilnehmer aus aller Welt haben sich zu der von ihm ausgerufenen "Weltkonferenz der Völker zum Klimawandel und der Rechte von Mutter Erde" angesagt. Bei dem dreitägigen Klimagipfel in Bolivien sollen Vertreter aus rund 110 Nationen von Dienstag an im Stile des Kyoto-Protokolls neue Vorschläge für den Umweltschutz erarbeiten.


Mit dem Alternativgipfel will Morales im Vorfeld auf die im Dezember anstehende UN-Klimakonferenz in Mexiko Druck auf die Großmächte ausüben. Das vorherige Treffen dieser Art in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen empfanden viele Staaten als klägliches Scheitern. So auch Bolivien. Kritisch sieht der bolivianische UN-Delegierte Pablo Solon vor allem die Rolle der USA und ihres Präsidenten Barack Obama. "Während wir in der Arbeitsgruppe noch an dem offiziellen Vertragsentwurf saßen, sahen wir über die Bildschirme Obama flimmern, der das Abkommen von Kopenhagen bekanntgab", erinnert sich Solon.


Die Bolivianer, aber auch Vertreter anderer Entwicklungs- und Schwellenländer, fühlten sich durch dieses Vorgehen übergangen. Die Folge: Die Kopenhagen-Vereinbarung, die die USA heute als "Meilenstein" bezeichnen, wurde von mehr als einem Drittel der 190 Staaten nicht unterschrieben. Kritiker wie Solon fehlen vor allem verbindliche Vorgaben zur Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgase. Dies erlaube gerade den großen Wirtschaftsnationen, die als die größten Klimasünder gelten, weiterhin jede Menge Freiräume.


Auf zunächst positives Echo stieß allerdings die Zusage, dass die Industriestaaten den Ländern des Südens milliardenschwere Summen zum Kampf gegen den Klimawandel zur Verfügung stellen wollen. Ganz im Sinne von Morales, der anlässlich seines Aufrufs zur Konferenz von Cochabamba eine "irrationale Industrialisierung des Nordens" als Hauptverursacher der drohenden Erderwärmung anprangerte. Doch von den versprochenen Geldern könnte Bolivien zumindest vorerst nur wenig sehen. Denn die USA ließen verlauten, dass nur diejenigen Länder Hilfen erwarten könnten, die die Vereinbarungen von Kopenhagen unterschrieben hätten. Und genau diesen Schritt hat Bolivien bislang nicht getan.


Stattdessen will Morales nun mit seiner Konferenz in der viertgrößten Stadt des Landes eigene Akzente setzen. Exakt 17 Arbeitsgruppen sollen in Cochabamba Politiker sowie Vertreter von Umweltorganisationen und der UN zu Themen wie Klimaanpassung, Waldschutz oder Umweltmigration zusammenbringen. Ganz ohne populistische Elemente geht es bei Morales freilich nicht. Der Präsident schlägt ein weltweites Referendum über Umweltmaßnahmen vor und fordert zudem, einen internationalen Klimagerichtshof einzurichten. Das Tribunal soll Nationen und Unternehmen verurteilen, die "dem Planeten Erde schaden". Das alles mag utopisch klingen. Aber einen Versuch ist es allemal wert.

Text: Camilla Landbö (KNA)

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