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Guatemala |

Ein Hardliner und eine Scheidung

Hungersnot, Drogenkrieg und ein mörderischer Wahlkampf: Die Präsidentschaftswahlen in Guatemala am Sonntag sind von Negativ-Schlagzeilen überschattet.

Vor allem die Posse der politisch motivierten Scheidung des Präsidentenpaares sorgte international für Aufsehen. Obwohl Sandra Torres augenscheinlich glücklich mit dem noch amtierenden Präsidenten Alvaro Colóm verheiratet ist, hatten die beiden ihr Eheband offiziell getrennt. Zweck war, dass Torres als Kandidatin bei den Präsidentschaftswahlen antreten konnte. Colóm selbst und seinen Familienangehörigen ist eine Bewerbung laut Verfassung verwehrt.

Scheidungsfarce abgelehnt

Doch die Trickserei half nichts. Die Richter untersagten der frisch geschiedenen Präsidentengattin die Kandidatur. Auch die katholische Kirche des mittelamerikanischen Landes hatte die Scheidungsfarce als nicht hinnehmbar abgelehnt. "Die Ehe ist nicht verhandelbar", erklärten die Bischöfe auf dem Höhepunkt der Debatte. Die Trennung von Colóm und Torres habe zu einer Diskussion um die Ehe geführt, die ihre Stabilität und ihre Funktion in der Gesellschaft beschädigt habe. "Wir glauben, dass die Institution der Ehe als Basis der Familie und der Gesellschaft nicht anderen Interessen untergeordnet werden darf", so die Bischöfe.

Ernährungsnotstand

Guatemala braucht einen starken neuen Präsidenten, denn die Probleme sind enorm. Erst im Frühjahr rief Coloms Kabinett den Ernährungsnotstand aus. Die Ministerin für Ernährungssicherheit, Lily Caravantes, berichtete, allein seit Jahresbeginn seien mehr als 20.000 schwere Fälle von chronisch unterernährten Kindern registriert worden. Fast jedes zweite Kind unter fünf Jahren in Guatemala habe nicht genug zu essen.

Einfluss der Drogenkartelle

Für die Kirche des Landes war die Maßnahme der Regierung zwingend notwendig: "Wir müssen erkennen, dass unsere Behörden nicht auf den Hilfeschrei unserer hungerleidenden Brüder und Schwestern reagieren", klagt der Erzbischof der Hauptstadtdiözese, Oscar Vian Morales. Auch der Einfluss der Drogenkartelle wird immer größer. Die "Zetas" aus Mexiko haben laut Erkenntnissen von Menschenrechtsorganisationen und Drogenfahndern Guatemala zu ihrem Aufmarschgebiet erklärt. Auch deshalb hat das Land eine der höchsten Mordraten der Welt.

Welle der Gewalt

Unterdessen versank Guatemala während des Wahlkampfes in einer Welle der Gewalt. Unzählige Attentate begleiteten den Stimmenfang. In San Jose Pinula, einem Vorort der Hauptstadt Guatemala-Stadt, kam es zu einem besonders gravierenden Vorfall. Ein Kandidat für das Bürgermeisteramt wurde wegen Mordverdachts verhaftet. Er soll zwei politische Konkurrenten ermordet und ein Attentat auf sich selbst vorgetäuscht haben.

Hardliner mit Erfolgschancen

In all dem Chaos scheint die Wahlkampftaktik von Otto Pérez Molina aufzugehen. Der frühere General verspricht seinen Landsleuten eine Politik der harten Hand: "Wenn ich Präsident bin, werde ich das Leben aller Guatemalteken verteidigen, damit wir in Frieden und Sicherheit leben können", ruft er den Menschen bei seinen Wahlkampfkundgebungen zu.

Pérez Molina ist einer von insgesamt neun eher rechtsgerichteten Kandidaten. Seine Kritiker werfen dem Ex-Militär vor, während des Bürgerkriegs (1960-1996) für viele Gewalttaten im Land verantwortlich gewesen zu sein. Doch die Vorwürfe prallen an dem Hardliner ab; sein teuer finanzierter Wahlkampf übertüncht die Schatten der Vergangenheit.

Rigoberta Menchú abgeschlagen

Die einzige Vertreterin aus dem linken Lager ist Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú. Sie ist international deutlich bekannter, aber im eigenen Land chancenlos. In jüngsten Umfragen liegt sie mit einem Stimmenanteil von gerade drei Prozent weit hinter der abgeschlagen.

Schon für den ersten Wahlgang am Sonntag rechnet Otto Pérez Molina mit der absoluten Mehrheit. Damit würde er für ein Novum in Guatemala sorgen. Gelingt ihm das nicht, wäre ein zweiter Wahlgang nötig. Aufzuhalten ist der Ex-General allerdings nicht, da sind sich alle Experten einig.

Tobias Käufer, kna

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