Durchsuchungen beim Südamerikanischen Fußballbund
Der Kontinentalverband der nationalen Fußballverbände CONMEBOL ist erneut ins Fadenkreuz der nationalen und internationalen Justiz geraten. Berichten lokaler Medien zufolge ließ die Staatsanwaltschaft der 6,7-Millionen-Einwohnernation am Donnerstag, 7. Januar 2016, den CONMEBOL-Sitz in Luque nahe der Hauptstadt Asunción durchsuchen. Der mittlerweile abgesetzten Spitze des Verbandes mit seinen zehn nationalen Mitgliedern wird im Zusammenhang mit dem FIFA-Skandal Korruption und Geldwäsche vorgeworfen.
Gebäudedurchsuchung und Beschlagnahmung
Die Durchsuchung des Gebäudes sei auf Anfrage der Justizbehörden der Vereinigten Staaten durchgeführt worden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters über die Polizeiaktion. Laut einer Pressemitteilung von Paraguays Justiz sei ein internationales Abkommen über Zusammenarbeit bei der Vergabe von Senderechten und die Ausstrahlung von Sportereignissen zum Tragen gekommen. Beschlagnahmt worden seien Unterlagen seit 1991, schwerpunktmäßig aus den Verwaltungsbereichen Präsidium, Finanzen und Geschäftsführung.
CONMEBOL-Anwalt Cristóbal Cáceres zufolge sei der Verband "überrascht". Durchsuchungen seien nur bei "widerständigen Personen" üblich, seine Organisation aber sei "bereit zur Zusammenarbeit bei allem, was gewünscht ist", zitiert Reuters den Juristen. Der 1916 gegründete Dachverband steht seit Mai 2015 im Rampenlicht, nachdem Behörden der Schweiz und USA im FIFA-Korruptionsskandal erste Ermittlungen eingeleitet hatten.
CONMEBOL-Spitze unter Verdacht
Die drei letzten CONMEBOL-Präsidenten stehen im Verdacht verantwortlich für ein Millionen-Betrugssystems bei der Vergabe von Senderechten bei Fußballturnieren zu sein. Im Juni 2015 hob Paraguays Gesetzgeber die bisher geltende Immunität für CONMEBOL-Funktionäre auf. Der langjährige Ex-Präsident (1986-2013) und Paraguayer Nicolás Leoz steht unter Hausarrest. Landsmann Juan Angel Napout (2014-2015) wurde bei einer Razzia in der Schweiz festgenommen und lebt in den USA unter Meldepflicht. Dessen Vorgänger Eugenio Figueredo (2013-2014) aus Uruguay war ebenfalls in der Schweiz verhaftet und an sein Geburtsland ausgeliefert worden. (bb)
Foto: Aécio Neves, CC BY 2.0