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Die vergessenen Helden von Chile

Der damalige Präsident, Miguel Juan Sebastián Piñera Echenique, besuchte die Mine San José, wo er mit den Bergarbeitern über Zettel kommunizierte. Foto: Gobierno de Chile, CC BY 2.0
Der damalige Präsident, Miguel Juan Sebastián Piñera Echenique, besuchte die Mine San José, wo er mit den Bergarbeitern über Zettel kommunizierte. Foto: Gobierno de Chile, CC BY 2.0

Am 5. August 2010 stürzte ein Teil der San Jose Mine ein. Gut 700 Meter unter der Erdoberfläche saßen die Männer bei extremsten Bedingungen fest, ohne viel zu essen und zu trinken.

Kaum jemand glaubte damals, dass die 33 Bergarbeiter lebendig gefunden werden könnten. Viele rieten Präsident Sebastian Pinera, nichts zu unternehmen. Dieser aber war entschlossen, die Männer, die im Stollen festsaßen, nicht aufzugeben: "Ich war meinen sehr kranken Schwiegervater besuchen und das Letzte, was er zu mir sagte, bevor er starb, war: 'Sebastian, du musst weiter suchen. Ich weiß, dass die Minenarbeiter am Leben sind.'"

Es war am nächsten Tag, dass Bohrarbeiter eine Nachricht der Eingeschlossenen an die Oberfläche beförderten: "Uns geht es im Schutzraum gut, allen 33 von uns."

Konservenfisch und dreckiges Wasser

"Die Situation war sehr schwer für uns. Erst 17 Tage nach dem Unfall wurden wir entdeckt", erzählte einer der alten Minenarbeiter, Omar Reygadas. Wir hatten nur wenig zu essen und mussten von einem Teelöffel Konserventunfisch, alle 72 Stunden, überleben. Das einzige Wasser, das wir hatten, war das, was normalerweise zum sauber machen der Maschinen benutzt wurde."

Ein Rennen gegen die Zeit hatte begonnen. Experten aus aller Welt kamen nach Chile, um gemeinsam zu überlegen, welche Art der Bohrungen man anwenden sollte, um zu den Bergleuten vorzudringen.

Das erste Jahr in Freiheit

Als die 33 Minenarbeiter in der Nacht zum 13. Oktober gerettet wurden, feierten Journalisten wie Politiker sie als Helden - und nicht als Opfer eines Unfalls, der auf die Sicherheitslücken der San Jose Mine zurückzuführen war.

Eine kurze Zeit lang fühlten sich die Männer, als seien sie über Nacht reich geworden. Ein wohlhabender chilenischer Geschäftsmann drückte ihnen kurz nach ihrer Rettung jeweils 15.000 Dollar (13.000 Euro) in die Hand. Es folgten bezahlte Fernsehauftritte, Ausflüge nach Disneyland, zu einem Fußballspiel von Manchester United und Urlaube nach Griechenland.

Nach der Euphorie

Nachdem die Euphorie abgeklungen war, wurde das Leben der Geretteten schwieriger. Zuerst zahlte die chilenische Regierung nur den 14 ältesten Bergarbeitern eine Rente. Später erhielten sie alle eine, aber das Geld reichte kaum zum Überleben. Aus Job- und privaten Geldangeboten wurde nie etwas.

"Es war sehr schwierig für uns, Arbeit zu finden", erklärte einer der jüngeren Minenarbeiter, Carlos Barrios. "Von uns 33 haben nur zehn volle Arbeitsstellen. Einige von uns sind zu alt und viele von uns haben nicht die richtigen Qualifikationen, um in anderen Bereichen Arbeit zu finden.“

"Der Unfall hatte uns zu Berühmtheiten gemacht und das wurde uns zum Verhängnis", erklärte Omar Reygadas. "Ich bin zu alt, um zurück in die Mine zu gehen. Aber andere Bergarbeiter finden kaum eine Arbeit. Wir stehen in Kontakt mit der Presse und Leuten in der Regierung. Würden wir für ein Bergwerk arbeiten und merken, dass irgendetwas nicht richtig liefe, wüssten wir, wen wir anrufen müssen. Die Firmen haben deshalb Angst, uns anzustellen."

"Heute bin ich lieber allein"

Daneben machten sich Probleme mit der Gesundheit bemerkbar. "Zwei Jahre nach dem Unfall haben die Panikattacken begonnen und ich konnte nicht mehr schlafen", sagte Carlos Barrios. Ich kann mich kaum konzentrieren. Arbeiten ist nicht mehr möglich und jeden Monat bin ich bei einem Psychologen in Santiago."

Auch Omar gibt zu, dass der Unfall ihn verändert hat. "Ich habe es geliebt, das Wochenende mit meinen Kindern und Enkeln beim Barbecue zu verbringen", erzählte er. "Heute bin ich lieber allein. Als ich in der Mine festsaß, hat es sich für mich angefühlt wie eine sehr lange Schicht auf der Arbeit. Erst als ich raus kam, merkte ich, wie sehr sich mein Leben verändern würde."

Ein bisschen Hoffnung

Heute ist die privat geführte Gold- und Kupfermine San Jose in der Atacama-Wüste geschlossen. Als die Minenarbeiter vor fünf Jahren in dem Bergwerk eingeschlossen waren, versprach Sebastian Pinera die Sicherheitsbedingungen zu verbessern und die Inspektionen zu verdoppeln.

Tatsächlich ist die Zahl der Unfälle in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Allerdings sind die Preise für Kupfer wesentlich niedriger als 2010. Experten sind sich sicher, dass sobald die Preise stiegen, auch die Unfälle wieder zunehmen würden. Unerfahrene Bergarbeiter würden sich dann auf in die Wüste machen, um nach Arbeit zu suchen. Und Mienen, die lange zuvor geschlossen hatten, würden wiedereröffnet - oft ohne ihre Sicherheitsstandards verbessert zu haben.

Die Bergleute, die fünf Jahre zuvor fast 70 Tage in dem chilenischen Stollen eingeschlossen waren, sehnen sich noch immer nach finanzieller Sicherheit. Ein Hollywoodfilm stellt ihnen diese nun in Aussicht. Im August kam "Los 33" mit Antonio Banderas und Juliette Binoche in die Kinos Chiles. Die Minenarbeiter bekommen einen Teil des Ticketerlöses - und ein wenig Hoffnung.

Quelle: Deutsche Welle
Autorin: Jane Chambers
Foto: Gobierno de Chile,CC BY 2.0

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