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Peru |

"Die Schwarzen stehen draußen"

Vor einem Jahr hatte Perus Präsident Alan García die Afroperuaner um Vergebung für das Unrecht gebeten, das sie im Laufe der Geschichte erlitten haben. Viele Menschen waren verwirrt und fragten sich: Was hat es mit dieser noblen Geste auf sich, von jemandem, den normalerweise die Lage diskriminierter Afroperuaner nicht sonderlich interessiert?

Möglicherweise wollte García eine positive Botschaft an US-Präsident Barack Obama schicken. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass schwarze republikanische Abgeordnete des US-Kongresses viele Jahre lang ihre Unterstützung von Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe davon abhängig machten, dass dieser Maßnahmen zur Verbesserung der Lage der Afrokolumbianer ergreife. In Peru folgte der Erklärung Garcías sogar eine Feier im Regierungspalast in Lima. Viele Repräsentanten der afroperuanischen Gemeinschaft nahmen hieran teil.

Schwarze als Portiers

Ein Jahr danach allerdings sind die Stereotypen in Perus Gesellschaft unverändert wirksam. Bei der Vergabe von Arbeitsplätzen wird eine Auswahl getroffen und die Unterdrückung der Afroperuaner durch die Polizei hält an.

Im Unterschied zu anderen Opfern des Rassismus, wie den Mestizen oder den Andenbewohnern, handelt es sich bei den Afroperuanern um eine vergleichsweise kleine Minderheit, die von den anderen Gruppen misstrauisch beäugt wird.

Nach wie vor scheint es als schick zu gelten, als Portier für Hotels, Restaurants und Kasinos einen Schwarzen an den Eingang zu stellen, der unterwürfig die Gäste mit hellerer Haut in Empfang nehmen soll - so als ob wir noch in der Zeit der Sklaverei leben würden. Der Symbolismus ist grausam: Die Schwarzen stehen draußen, während drinnen zum Beispiel Seminare zu Themen wie Regierbarkeit oder Aussöhnung stattfinden, die vielleicht auch noch von einer Nichtregierungsorganisation veranstaltet werden.

Ein weiteres Beispiel einer „typischen“ Beschäftigung von Afroperuanern ging vor einigen Monaten durch die Medien: Perus Frauenministerin prangerte an, dass es Beerdigungsinstitute gebe, die „Luxusangebote“ machten, der Sarg könne feierlich ausschließlich von Schwarzen getragen werden.

Diskriminierende Fernsehfigur

In Perus Medien sind Schwarze weiterhin unsichtbar – nicht einmal im staatlichen Fernsehen haben wir schwarze Moderatoren. Von der Werbung einmal ganz zu schweigen. Damit nicht genug: Der Fernsehsender „Frecuencia Latina“ präsentierte Anfang 2010 in einer Sendung eine Person, welche die übelsten Stereotypen über die Afroperuaner in sich vereinte: Verbrecher, Kannibalen, unsittlich, gesellschaftliche Randgruppe usw.

Als afroperuanische Aktivisten die Absetzung der Sendung forderten, gab es heftigen Widerstand von Leuten, die sich über eine potenzielle „Zensur“ beschwerten. Es handele sich um einen Angriff auf die Meinungsfreiheit – verständlich insofern, als wir Peruaner diskriminierenden Scherzen gegenüber tolerant sind.

Übersehen wird hierbei jedoch, dass die Meinungsfreiheit sicher nicht das Recht enthält, andere Menschen zu beleidigen. Die umstrittene Fernsehfigur leistet ihren Beitrag dazu, dass Afroperuaner an Universitäten und am Arbeitsplatz lächerlich gemacht und sogar misshandelt werden. Zur Diskriminierung wird quasi aufgefordert.

Nach wochenlangen Protesten wurde die Person glücklicherweise aus der Sendung gestrichen. Eine Politik, welche die Diskriminierung - auch anderer Minderheiten - bekämpft, lässt in Peru allerdings weiter auf sich warten. Mit einer Bitte um Entschuldigung ist es nicht getan.

Autor: Wilfredo Ardito Vega , deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel

Quelle: Adital

 

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