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Mexiko |

Die Regierung weiß zu wenig über die Revolution

Der mexikanische Filmregisseur Francesco Taboada Tabone wirft der Regierung seines Landes Geschichtsvergessenheit vor. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Adital spricht er von einer „Marionettenregierung” der USA. Das Gedenken an den 100. Jahrestag des Ausbruchs der Mexikanischen Revolution habe wenig mit den Sehnsüchten und dem Bewusstsein des Volkes zu tun. Der 20. November erinnere nicht zuletzt Mexikos Indigene an ihre historische Rolle, die sie zu erfüllen hätten.

Warum hast Du den Zapatismus und den Villismus als Gegenstand für Dein Filmwerk ausgewählt? Worum ging es den beiden Revolutionären?

Beide Bewegungen stehen für Mexikos bäuerliche Bevölkerung, also für die wahren Mexikaner. Heute werden Zapata und Villa von den Widerstandsbewegungen in ganz Mexiko als Ikonen der Hoffnung in Anspruch genommen. Der Zapatismus stellt die Entwicklung des indigenen Mexikos in einem von Unterdrückung gekennzeichneten Zusammenhang dar. Sowohl Villa mit seinen Agrardekreten als auch Zapata hatten einen Plan für die mexikanische Nation, den die heutigen Regierungen nicht haben.

Wie ist die Mexikanische Revolution im lateinamerikanischen Zusammenhang zu verstehen?

Es ist die erste Revolution des 20. Jahrhunderts. Ihre Besonderheit und ihr Erfolg bestehen darin, dass sie einem authentischen Ruf nach Gerechtigkeit entsprach, der sich auf ein eigenes Projekt stützte. Die bäuerliche Revolution in Mexiko importierte keine Modelle von wo auch immer. Zahlreiche Bewegungen in ganz Lateinamerika wurden von ihr motiviert: Zum Beispiel die von Sandino in Nicaragua, von Farabundo Martí in El Salvador oder von Luis Carlos Prestes in Brasilien.

Und in jüngster Vergangenheit ist natürlich die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) zu nennen, oder die revolutionären Bewegungen von Evo Morales in Bolivien, von Hugo Chávez in Venezuela und die indigene Bewegung in Ecuador.

Welche Art von Gedenkfeiern gab es für den 100. Jahrestag des Ausbruchs der Mexikanischen Revolution? Oder nahm der 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Mexikos die gesamte kulturelle Agenda für sich in Anspruch?

Es gab leere Gedenkveranstaltungen. Mexikos Regierung weiß einfach wenig über die Revolution.

Du drehst gerade einen Dokumentarfilm über die Bolivarische Revolution. Gibt es einen roten Faden von der Mexikanischen Revolution zur Bolivarischen Revolution?

Die Idee entstand nach einer Einladung, die ich nach Caracas zur Fernsehsendung „Aló Presidente” erhalten hatte. Hugo Chávez machte mich auf die Parallelen aufmerksam, die zwischen der Geschichte Mexikos und jener Südamerikas bestehen. Sowohl der Bolivarianismus als auch der Guevarismus verdanken ihre Entstehung dem Zusammenschluss verschiedener Völker. Bereits vor der Conquista hatten mehrere indigene Völker dieses Konzept umgesetzt. Nach der Invasion der Spanier entfaltete die Idee dann eine größere Kraft, mit dem Ziel, sich von den Kolonialmächten zu befreien. Diese Kraft besteht auch heute noch. Die Mexikanische Revolution war eine Etappe innerhalb dieses historischen Prozesses. Die indigene Bewegung der EZLN, jene von Evo Morales, der Bolivarianismus von Hugo Chávez und ALBA sind der Schritt in der Gegenwart, um die vollständige Befreiung zu erreichen.

Interview: Mario Casasús, deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel, Quelle: Adital


 

Wer waren Emiliano Zapata und Francisco Villa?

Emiliano Zapata und Francisco „Pancho“ Villa waren populäre Anführer in der Mexikanischen Revolution, die am 20. November 1910 ausbrach. Ausgelöst wurde sie durch die tiefe Unzufriedenheit im Land mit der Stagnation unter der Regierung des diktatorisch regierenden Präsidenten Porfirio Díaz. Pancho Villa gilt als mexikanischer „Robin Hood“, Zapata wurde durch seinen „Plan von Ayala“ bekannt, der eine radikale Landreform fordert. Sowohl Zapata (1919) als auch Villa (1923) wurden erschossen. (bs)

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