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Nicaragua |

"Die junge Generation ist chancenlos"

Am Donnerstag begeht Nicaragua den 33. Jahrestag der sandinistischen Revolution. Aus diesem Anlass zieht Managuas Erzbischof Leopoldo Jose Brenes Solorzano eine kritische Bilanz der Beziehungen zwischen Staat und Kirche. Der 63-Jährige ist Vorsitzender der Nicaraguanischen Bischofskonferenz und äußerte sich in einem Interview zu Chancen und Problemen der Jugend in seinem Land.

Erzbischof Brenes, in der ganzen Stadt werben große Plakate für die Feiern zum 33. Jahrestag der sandinistischen Revolution: "Nicaragua - christlisch, sozialistisch und solidarisch". Trifft das die Stimmung im Land?

Die katholische Kirche ist mit dieser Begriffswahl nicht einverstanden. Hier wird bewusst ein Wort missbraucht. Es geht im Kern darum, die Menschen mit dieser politischen Botschaft zu motivieren. Angesichts des hohen Anteils von katholischen und evangelikalen Christen in unserem Volk ist das eher taktisches Kalkül der Regierung. Das lehnen wir ab.

Bei den Präsidentschaftswahlen vor einem Jahr haben Sie die Sorge geäußert, Nicaragua befinde sich auf einem Weg in die Diktatur. Haben sich Ihre Befürchtungen bestätigt?

Wenn jemand einen bestimmten Zeitraum lang eine gute Arbeit gemacht hat, heißt das nicht, dass er der Einzige ist, der dazu in der Lage ist. In Nicaragua gibt es viele Menschen, die Talent besitzen. Leider haben viele junge Menschen hier nicht die Chance, sich in entscheidenden Positionen einzubringen, weil diese seit Jahren von den gleichen Funktionsträgern besetzt sind. Die junge Generation ist chancenlos. Wir Bischöfe haben die Regierung immer aufgefordert, in allen politischen Institutionen für einen stetigen Wechsel zu sorgen.

Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Nicaragua war in den vergangenen Jahren belastet. Und heute?

Wir versuchen seit Jahren, die Beziehungen zum Präsidenten zu verbessern. Wir haben zwei Initiativen zu direkten Gesprächen gestartet, leider erfolglos. Es gibt mit dem Präsidenten keinen direkten Kontakt. In den sechs Jahren der Präsidentschaft von Daniel Ortega haben wir uns nur ein einziges Mal mit ihm getroffen. Mit den Kabinettsmitgliedern sprechen wir dagegen offen und direkt.

In anderen sozialistischen Ländern wie Kuba und Venezuela gibt es Versuche, das Verhältnis zwischen Staat und Kirche zu entkrampfen. Erwarten Sie eine ähnliche Tendenz in Nicaragua?

Es wäre sicher für beide Seiten hilfreich, wenn wir Ortega unsere Sorgen über den Zustand des Landes direkt mitteilen könnten. Und er könnte uns seine Sicht der Dinge erklären. Stattdessen beherrscht der Konflikt die nationalen Medien, weil die Journalisten beide Seiten immer zu diesem Streit befragen.

Als Präsident des Zentralamerikanischen Bischofs-Sekretariats liegt Ihnen eine Reform des Einwanderungsgesetzes in den USA am Herzen. Was erwarten Sie hier?

Die zentralamerikanischen Bischöfe haben vor geraumer Zeit an Präsident Barack Obama einen Brief geschrieben und ihn gebeten, die Gesetze zu überprüfen. Wir haben auch klargestellt, dass die Menschen aus Zentralamerika, die in die USA wollen oder bereits dort leben, dort arbeiten wollen, um ihre Familien zu unterstützen. Sie kommen nicht, weil sie Böses im Schilde führen. Viele US-Bürger, die ein liberales Einwanderungsgesetz ablehnen, wissen: Es sind vor allem die Zentralamerikaner, die Arbeiten zu Dumping-Löhnen ausführen, die viele gar nicht mehr übernehmen wollen. Wir Bischöfe sind uns einig: Die Situation der Zentralamerikaner in den USA muss verbessert werden.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

Foto: Flickr/Amnesty International

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