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Honduras |

Deutsche Kreditsperre für Palmölplantagen-Besitzer

Mauern, Mord und Milizen: In Honduras haben Dorfbewohner von Bajo Aguán, die gegen die Landnahme des Palmölplantagen-Besitzer Miguel Facussé protestieren, ein gefährliches Leben. Lange hat die internationale Staatengemeinschaft weggeschaut, nun stoppt die »Deutsche Entwicklungsgesellschaft« (DEG) ein 20-Millionen-Darlehen für den Großgrundbesitzer.

Die Gewalt von der Leine gelassen hatte der 80-jährige Miguel Facussé Barjum - einer der reichsten Männer Zentralamerikas - nach dem Staatsstreich vom 28. Juni 2009. Ohne Rücksicht auf Verluste sollten die rund 3.500 Bauernfamilien im fruchtbaren Tal des Río Aguán ein für allemal seinen expandierenden Palmölplantagen weichen. Schluss mit der Landvergabe durch das »Nationale Agrarinsitut« (INA), die den Landlosen nach Jahren des friedlichen Kampfes einen würdigen Lebensunterhalt sichern wollte. Just zwei Wochen vor dem Staatsstreich gegen Staatspräsident Manuel Zelaya hatte die »Bauernbewegung von Aguán« (MUCA) mit dem Landwirtschaftsministerium, den Bürgermeister von Tocoa und einem Sondergesandten des Regierungspalastes die Rückübertragung von 20.000 Hektar ausgehandelt. Doch das Ende von Zelaya setzte auch einen Schlusspunkt unter die friedliche Lösung des schwelenden Landkonfliktes. Export des boomenden Palmöls war die Devise, 70 Prozent der Produktion gehen in die USA und gen Europa, ein lohnendes Geschäft.

Ein Landfürst greift durch

Von einem Tag auf den anderen verwandelte die neue Regierung den sattgrünen Regenwald im Norden Honduras in ein wahres Kriegsgebiet. Helikopter und Militärflugzeuge überflogen die Dörfer der Bauern, schwer bewaffnete Kommando-Trupps durchstreiften Wälder und Ortschaften, Verhaftungen und Folterungen wurden Alltag. Doch blieb es nicht nur bei Einschüchterung der verarmten Bevölkerung, die dem vom Militär außer Landes gebrachten Zelaya ihre Unterstützung zugesagt hatten. Allein zwischen Januar 2010 und Februar zählt ein »Vorbericht der Internationalen Mission« diverser nationaler und internationaler Menschenrechtsorganisationen »25 Tote, die im Zusammenhang mit dem Landkonflikt in Bajo Aguán stehen, davon 23 ermordete Bauern, ein Journalist und seine Begleiterin«. Nicht wenige der Opfer gehen dabei aufs Konto von den 200 Mann starken Facussé-Milizen, darunter Söldner aus Kolumbien.

NGO-Protest mit Wirkung

Genau dieser NGO-Bericht, Ergebnis einer hochrangigen Vor-Ort-Mission, und massive Proteste bei internationalen Finanzinstitutionen wie Weltbank und der deutschen »Kreditanstalt für Wiederaufbau« (KfW) zeigt nun Wirkung. So vermeldete die Umweltschutzorganisation »Rettet den Regenwald« zu den »Palmölmorden in Honduras« einen ersten Achtungserfolg. Ein 2008 von der KfW-Filiale »Deutsche Entwicklungsgesellschaft« (DEG) vergebenes Darlehen in Höhe von 20 Millionen US-Dollar an die Facussé-Firma »Corporación Dinant« werde eingestellt, so DEG-Repräsentant Graf Hubertus Plettenberg in einem Antwortschreiben an die Umweltschützer. Geplant war »die Finanzierung verschiedener Investitionen (u.a. Neuanpflanzung bestehender Palmölplantagen zur Herstellung von Speiseöl sowie Biogasanlagen zur umweltschonenden Abwasserentsorgung und gleichzeitigen Erzeugung von erneuerbarer Energie) mit positiven Effekten für die wirtschaftliche Entwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Honduras« gewesen, so die DEG.

Einen Schwerpunkt bei der Darlehensprüfung sei »die Umwelt- und Sozialverträglichkeit des Vorhabens« gewesen. Die überraschende Aussetzung der Zahlung an dem Palmöl-Millionär wird begründet mit der »Entwicklung des Landkonfliktes«, die DEG gebe nur Geld für Projekte, die einen »positiven Beitrag zur dauerhaften Entwicklung und zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort« befördere. Die Entwicklungshilfeorganisation FIAN, eine der treibenden Kräfte hinter der Kampagne von Bajo Aguán applaudierte der DEG-Entscheidung.

Hoffnung auf Umdenken

Die internationalen Entwicklungshilfeverträge und Banken sollten dem deutschen Beispiel folgen und ihre Unterstützung mit den »öffentlichen Sicherheitsorganen und privaten Unternehmen« überdenken. Es gilt abzuwarten, wie Weltbank, Interamerikanische Entwicklungsbank oder das französische Energieunternehmen wie »EDF Trading«, das über den CO2-Emissionshandel des Kyoto-Protokolls Geschäfte mit Facussé machen, die tägliche Bedrohung von Männern, Frauen und Kindern in Bajo Aguán bewerten. Wegschauen gilt nicht mehr.

Autor: Benjamin Beutler

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