Delegation von Amnesty International in Nicaragua
Eine hochrangige Delegation der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) informiert sich derzeit in Nicaragua über die Menschenrechtslage. Noch bis zum 29. Juli werden Vertreter der Organisation mit Mitarbeitern sozialer Organisationen und den Präsidentschaftskandidaten zu Gesprächen zusammenkommen.
Gespräche mit Präsidentschaftskandidaten
Im Fokus steht dabei vor allem die Idee, einen "Plan für die Menschenrechte" für Nicaragua zu erstellen. Amnesty schätzt die Situation vor allem bei sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen als "alarmierend" ein, kritisiert jedoch auch Gewalt gegen soziale Aktivisten und die Beschneidung der Meinungsfreiheit.
Für den 27. und 28. Juli sind Unterredungen mit den Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen am 6. November vorgesehen, erklärte die Pressesprecherin für den Bereich Amerika, Josefina Salomon. Auch ein Gespräch mit dem gegenwärtigen Präsidenten Daniel Ortega, der sich für die Partei FSLN zur Wiederwahl stellen wird, sei geplant.
Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen
Vilma Núñez de Escorcia, Präsidentin der Nicaraguanischen Menschenrechtskommission (Cenidh), unterstrich bei einem Treffen mit der Delegation ihre Besorgnis angesichts der sexuellen Gewalt. AI hat bereits mehrere Kampagnen durchgeführt und Publikationen herausgegeben, um zu einer Veränderung der Situation beizutragen. Derzeit läuft die Aktion „Mariposas de Esperanza“ (Schmetterlinge der Hoffnung), mit der auf sexuellen Missbrauch von Frauen und Mädchen hingewiesen werden soll. Nach Angaben von AI sind zwischen 1998 und 2008 rund 14.300 Anzeigen wegen Vergewaltigung gestellt worden, fast 10.000 davon wegen Missbrauch an Jugendlichen unter 17 Jahren.
Die Situation vergewaltigter Mädchen und Frauen ist besonders schwierig, weil seit 2008 in Nicaragua Schwangerschaften auch dann ausgetragen werden müssen, wenn diese durch sexuellen Missbrauch zustande kamen oder das Leben der Frau durch die Schwangerschaft in Gefahr ist. (bh)
Quelle: Adital