Chiles Kirche sorgt mit Amnestievorschlag für Diskussionen
Ein Amnestievorschlag der katholischen Kirche in Chile sorgt für Diskussionen. Die Bischöfe des Landes überreichten Präsident Sebastian Pinera am Mittwoch eine Bittschrift, in der sie sich bei guter Führung für die vorzeitige Entlassung von kranken und alten Häftlingen aussprechen. Anlass der Initiative sind die Feiern zu 200 Jahre Unabhängigkeit.
Der Straferlass würde auch Militärs begünstigen, die Verbrechen während der Diktatur unter Augusto Pinochet (1973-1990) begingen. Politiker, Menschenrechtsorganisationen und Familienangehörige von Diktaturopfern kritisierten den Vorschlag der Kirche. Sie forderten Pinera auf, ehemalige Militärs von der Begnadigung auszuschließen. Der Präsident werde in den nächsten Tagen über die Bittschrift entscheiden, teilte sein Pressesprecher mit.
Der Präsident der Chilenischen Bischofskonferenz, Bischof Alejandro Goic Karmelic, erläuterte vor Journalisten, dass man nicht "die schlimmen Wunden von gestern wieder aufreißen" wolle. Es handele sich vielmehr um eine Geste der Gnade.
Seit Dienstag protestierten vor dem Regierungspalast La Moneda in der chilenischen Hauptstadt Familienangehörige von während der Militärdiktatur Verschwundenen. Die Mehrheit der oppositionellen Parlamentarier und andere Politiker verkündeten bereits, dass sie den Vorschlag nicht unterstützen werden. Die chilenische Rechte bedankte sich für "die Geste" der Kirche.
Unter Pinochet wurden mindestens 3.000 Menschen umgebracht und etwa 28.000 gefoltert. Zu den Gefangenen zählte auch Chiles Ex-Präsidentin Michelle Bachelet (2006-2010).
Quelle: kna