Brasilien: Priester übt mit Krippe Kritik an Bolsonaro-Politik
Mit seiner ungewöhnlichen Krippendarstellung in Rio de Janeiro kritisiert der brasilianische Priester Wanderson Guedes die Zerstörung des Amazonasregenwaldes sowie den in Brasilien weit verbreiteten Rassismus.
Mit seiner ungewöhnlichen Krippendarstellung übersetzt Pater Wanderson Guedes die Weihnachtsbotschaft in die heutige Realität Brasiliens. Die Darstellung thematisiert Umweltzerstörung und Rassismus. Das afrobrasilianische Jesuskind ist von indigenen Engelsfiguren umgeben - ein symbolischer Protest gegen die Politik von Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, der Anfang 2021 zwei Jahre im Amt sein wird.
Jesus wird nicht in einer Krippe in Betlehem geboren, sondern inmitten des von Flammen zerstörten Amazonasgebietes Brasiliens. Das schwarze Baby ist der Sohn einer schwarzen Gottesmutter. Diese ungewöhnliche Krippendarstellung ist im Süden von Rio de Janeiro vor der katholischen Kirche Sagrado Coração de Jesus zu sehen, die bereits dafür bekannt ist, jedes Jahr zur Weihnachtszeit zeitgenössische Kunst auszustellen.
Mit Kunst auf Missstände aufmerksam machen
Mauricio Rodrigues dos Santos, Sprecher der Igreja Sagrado Coração de Jesus, erklärt: „Die Krippe zeigt, dass die Menschen, die die Natur niederbrennen und ihre Brüder wegen einer anderen Hautfarbe angreifen, Gott nicht in ihrem Herzen tragen.“ Die Kirche in Rio de Janeiro liegt an einem stark frequentierten Platz, nahe der Metrostation Glória, gegenüber dem Sitz des Erzbistums Rio de Janeiro. Nicht zum ersten Mal wird hier mit Kunst politisch Stellung bezogen. Vor zwei Jahren wurde eine Maria mit entblößter Brust ausgestellt, die ihr Baby stillte. Hintergrund waren zahlreiche Zwischenfälle, bei denen Staatsvertreter das Stillen in der Öffentlichkeit verhinderten. Im vergangenen Jahr thematisierte die Krippe den Kampf gegen die in Brasilien grassierende Korruption – Unbekannte beschädigten die Krippendarstellung.
Bereits 2019 erhielt Pater Guedes Drohungen, als er sich gegen die Abholzung des Amazonasregenwaldes wandte. Während der zwei Jahre, die Präsident Jair Bolsonaro im Amt ist, hätten Abholzung und Waldbrände ein noch nicht gekanntes Ausmaß erreicht, so Guedes. Zudem habe sich Bolsonaro immer wieder abschätzig über Afrobrasilianer und Indigene geäußert. Deshalb will Pater Guedes mit der Krippe, die dank vieler Spenden und Ehrenamtlicher realisiert werden konnte, ein symbolisches Zeichen setzen.
Sprecher dos Santos macht klar, dass die Kirche keine Angst vor möglichen Repressalien habe. Sollte die Krippe zerstört werden, so habe man ein ganzes Jahr Zeit, um sie wieder aufzubauen. Und Ideen ließen sich sowieso nicht kaputt machen.