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Billigland und abgebrannt

Denkt man an Wälder in Südamerika, dann fällt den meisten der Amazonasregenwald, vielleicht einigen noch die Mata Atlântica in Brasilien ein. Aber der Gran Chaco? Was ist das denn eigentlich?

Tatsächlich ist der Gran Chaco mit ca. 1 Mio. Quadratkilometern das zweitgrößte zusammenhängende Waldgebiet Südamerikas. Die Region erstreckt sich über Paraguay, Argentinien und Bolivien und besteht aus Trockenwäldern und Dornbuschsavannen, Hügelketten, Flüssen und unterteilt sich in feuchte, semi–aride und aride Gebiete.

Ursprünglich lebten dort Indígenas, doch seit mehreren Jahrzehnten ist das Gebiet von Konflikten um Land zwischen Indígenas und GroßgrundbesitzerInnen und auch Campesinos geprägt. So wurden aufgrund von Grenzstreitigkeiten zwischen Paraguay und Bolivien von der paraguayischen Regierung die Ländereien an europäischen SiedlerInnen vergeben, ohne dabei die Präsenz der Indígenas zu beachten. Die Indígenas in diesen Gebieten lebten zumeist ursprünglich nomadisch. Im Zuge der Kolonisierung ihres Gebietes wurden sie sesshaft gemacht und missioniert. Meist als TagelöhnerInnen, teils aber auch als Angestellte bilden sie heute die untere Klasse der Gesellschaft und fristen ihr Leben in Missionssiedlungen oder an den Stadträndern. Das Leben als JägerIn, SammlerIn und FischerIn unterscheidet sich grundsätzlich von der Wirtschaftsweise der europäischstämmigen SiedlerInnen. Seit Beginn des forcierten Zusammenlebens gibt es daher Konflikte im alltäglichen Zusammenleben.

Der Gran Chaco gilt als Wärmepol Südamerikas. Hohe Temperaturen und trockene Winde machen ihn unwirtlich. Trotzdem sehen seit einigen Jahren ImmobilienspekulantInnen, GroßgrundbesitzerInnen und landwirtschaftliche Unternehmen ein hohes Profitpotential in der Region. Mit der öffnung für den internationalen Fleischexport haben sich viele paraguayische LandbesitzerInnen auf die Viehzucht umgestellt. Das hatte zur Folge, dass Wald gerodet und Farmen für die Fleischproduktion eingerichtet wurden. Insbesondere ist das billige Land aber ausländischen InvestorInnen ins Auge gefallen. In den letzten Jahren wurde paraguayischer Grund und Boden dabei regelrecht ausverkauft.

Satellitenbilder zeigen, mit welchem Tempo unberührte Waldgebiete in Weideflächen und Straßen umgewandelt werden. Benno Glauser von der paraguayischen Nichtregierungsorganisation (NRO) Iniciativa Amotocodie berichtet, dass in den letzten Monaten die durchschnittliche Rodungsquote bei etwa 1.200 Hektar pro Tag lag.

Produziert werden also vor allem Rindfleisch und genmanipuliertes Soja, aber auch die Vorkommen von Edelhölzern und Pelztieren werden schonungslos ausgeplündert. Folgen von Landwirtschaft und Viehzucht sind die Versalzung der Böden und des Wassers, die vollständige, unwiederbringliche Zerstörung der Wälder und die Erosion der Böden. Insbesondere in Argentinien und Bolivien haben Erdölförderung und Bergbau die Verschmutzung der Gewässer zur Folge. Durch das Roden der Wälder wird unter anderem auch der Wasserhaushalt durcheinander gebracht, teils gibt es Überschwemmungen, andererseits fehlt es in weiten Gegenden immer mehr an Wasser. Auch die Verschmutzung des Trinkwassers durch den Gebrauch von Pestiziden und Bioziden beim Anbau von Soja, Reis und Baumwolle und durch die Erdölförderung betreffen die BewohnerInnen des Gran Chaco.

Mit der Verwandlung in eine Produktionslandschaft wird auch die Vielfalt der menschlichen Lebensweisen und –welten zerstört. So leben Mitglieder der indigenen Gruppe Ayoreo in den Wäldern des Gran Chaco, ohne einen Kontakt zur Außenwelt zu haben. Ihr Lebensraum wird durch die immer neuen Produktionsflächen zusehends kleiner. Aber auch die Grundlagen für die Subsistenzwirtschaft von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen schwinden durch die industrielle Landwirtschaft. Nicht zuletzt ist mit der Verwandlung eines riesigen ökosystems in eine Produktionslandschaft auch das globale Klima in Gefahr.

Autorin: Laura Zierke (npl, poonal)

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